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An Carl Friedrich Zelter

Jena den 26. Junius 1806.

Ihr Brief, mein lieber Freund, hat mich noch in Jena getroffen, von wo ich in wenig Tagen nach Carlsbad gehe. Mögen Sie mir in der ersten Zeit direct dorthin schreiben, so wird es mir viel Freude machen. Später thun Sie es nicht: denn die Briefe gehen langsam und ungewiß auf diesen Straßen.

Endlich ist der Ihnen solang versprochene Ring fertig geworden. Der Carniol ist der beste, den ich in meiner Sammlung hatte; die Arbeit ist etwas deutsch gerathen, obschon die südliche Anlage noch immer durchsieht. Rechnen Sie den guten Willen und die Freundschaft des Gebers mit dazu, so werden Sie ihn nicht ungern tragen, und nicht ungern damit siegeln. Einen Wunsch hat mir der Goldschmidt verdorben. Er sollte den Musterring, den ich von Ihnen hatte, mit einschmieden, aber die Buchstaben sollten nicht verloren gehen. Das erste behauptet er gethan zu haben, die Buchstaben aber sind verschwunden.

Für die baldige Nachricht über Doctor Luthers Theatererscheinung danke zum allerschönsten. Ich sehe, es sind in diesem Stück gerade die widerlichen Entgegenstellungen, die einem in den Söhnen des Thals verdrießlich fallen. Das soll nun Ideen heißen und [147] sind nicht einmal Begriffe. Indessen werden die Menschen darüber confus, und da man ihnen etwas vorzeigt, was sie nicht beurtheilen können, so lassen sie's eine Weile gut seyn.

Da Iffland als D. Luther sich wohl behaben wird und die Casse wahrscheinlich auch keinen Schaden leidet; so ist übrigens alles in der Ordnung.

Ich denke sehr oft an Sie und Ihre Zustände. Sie haben eine schwere Aufgabe zu lösen. Möge Ihr Muth Sie immerfort begleiten. Für dießmal sag' ich nichts weiter, als daß es mir die Zeit über ganz leidlich gegangen ist, und daß ich gute Hoffnungen von meiner Badecur hegen kann.

G. [148]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1806. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8B74-7