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An Carl Friedrich Zelter

Die erste Seite deines lieben Briefes vom 5. März schließt sich freundlich an das vorhergegangene schon angelangte Blatt getreulich an und kommt mir zur rechten Stunde. Das Original von Rameau's Neffen findet sich in folgendem Bande: Oevres inédites de Denis Diderot de L'Auteur; par Goethe. Empfiehl mich dem Herrn Fürsten Radziwill Durchlaucht zum allerschönsten. Auch melde mir, ob sich Faust nach und nach in diesen unharmonischen Zeiten immer harmonischer erweise?

Diderot ist Diderot, ein einzig Individuum; wer an ihm oder seinen Sachen mäkelt, ist ein Philister, und deren sind egionen. Wissen doch die Menschen weder von Gott, noch von der Natur, noch von ihres Gleichen dankbar zu empfangen, was unschätzbar ist. Nun habe auch ich Anfrage und Bitte. Vor vielen [143] Jahren kam eine englische Übersetzung meiner Iphigenie heraus; auf meine Veranlassung erschien darauf ein Nachdruck bey Unger, sauber und schön. Meine Exemplare sind alle verloren; sollte sich nicht in dem Ungerischen Nachlaß, unter andern Ladenhütern, oder bey irgend einer andern Handlung, an die sein Verlag abgetreten worden, noch ein Restchen dieser Ausgabe finden? Es würde mir viel Freude machen.

Das versprochene Blatt von Leonard da Vinci soll nächstens folgen; ein Abdruck liegt in dem Portefeuille der lombardischen Schule, der andere muß aufgesucht werden, welches bisher versäumt worden. Lies indessen in meinem 35. Bändchen S. 311 und 12, so wirst du noch ungeduldiger auf die Nachbildung des köstlichen Werkes werden, welches nächstens bey dir eintreffen wird. Gönn ihm sogleich Glas und Rahmen, laß es lebenslänglich vor deinen Augen, erquicke und erbaue dich daran. Eigentlich solltest du mir diese Hauptfuge des bildenden Kunstvermögens analog am allerbesten auslegen können.

In Gefolg des Vorstehenden ließ ich sogleich nachsehen, wo ich die Doublette vermuthete; leider ward sie nicht gefunden, und da es mit solchen Dingen, die, bey sonstiger regelmäßiger Aufbewahrung, einmal zufällig untergeschoben werden, gewöhnlich der Fall ist, daß man sie nur zufällig wieder findet, so wirst du dich gedulden, bis ich selbst wieder meine Sammlungen angehe, welches bey zunehmender besserer Jahrszeit [144] nächstens geschehen wird. Was sonst noch zu sagen wäre, wird nicht ausbleiben.

eilig abschließen

Weimar den 9. März 1831.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1831. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8B82-7