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An Carl Friedrich Zelter

Der Vater hat versprochen durch Herr und Madame Bracebridge einige freundliche Worte an Sie, bester Zelter, zu senden; obgleich ich nun wohl einsehe daß mein Schreiben überflüssig, so kann ich doch nicht widerstehen, mich in Ihrem Gedächtniß etwas aufzufrischen und Ihnen zu sagen, wie oft und gern wir Ihrer gedenken. Auch schmeichle ich mir mit der Hoffnung wieder eine so liebenswürdige Antwort wie Ihre letzte war zu erhalten.

Ich brauche Ihnen wohl nicht erst zu sagen, daß Herr und Madame Bracebridge Sie bitten, ihnen Billets zur Singakademie zu geben, und obgleich beide nicht selbst musikalisch sind, so ist es ihr größtes Vergnügen schöne Musik zu hören. Sollten Sie, lieber Zelter, in recht guter Laune seyn, und wollten dem Mann dann vielleicht die Erlaubniß verschaffen einer Liedertafel beyzuwohnen, so sollten Sie doppelt gelobt werden. – Diese beiden Leute sind die eifrigsten Verehrer vom Vater, welcher namentlich die Frau sehr gerne hat, und es ihr durch viele Freundlichkeit bewiesen. – Sie ist ganz intime Freundin von Ottilien, welche sie Ihnen selbst recommandirt hätte, wenn sie nicht durch einen Sturz mit dem Pferd unfähig dazu wäre. – Obgleich unsre Gesandten Engländer, so verstehen sie deutlich und sprechen es, wenn man Nachsicht hat. – Doris wird sich bestimmt gehörig im Anfang moquiren, doch wenn sie ihr sagen, daß alles was sie von Weimar (namentlich aus unserm Kreis) zu wissen wünscht, sie genau erfahren kann, so wird sie ja wohl auch gütig seyn. – Nun leben Sie wohl, lieber Zelter, lassen Sie bald von sich hören wie es Ihnen geht, grüßen Sie alle freundlich, die sich noch der dicken Ulrike [27] erinnern und vergessen Sie nicht, die in ihren Gesinnungen unveränderlich bleibende

Huldreich.


Sey den Empfohlenen, mein Bester, ohne deine Unbequemlichkeit freundlich. Von mir ist nicht sonderlich zu reden. Um ein Haar hätte ich die Rolle des Herzogs in der natürlichen Tochter zu übernehmen gehabt. Auch an der Vorprobe habe ich genug zu leiden. Gedenke mein und erweise mir etwas Freundliches.

treulichst

Weimar den 10. May 1826.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1826. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8B86-0