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An Friedrich Schiller

An dem Hymnus, der hierbey folgt, habe ich soviel gethan als die Kürze der Zeit und die Zerstreuung in der ich mich befinde, erlauben wollen. Den Beschluß der Geschichte und den Übergang zum Märchen übersende ich bald möglichst, ich glaube aber nicht daß es einen gedruckten Bogen ausfüllen wird. [288] Zu dem Mährchen selbst habe ich guten Muth, es unterhält mich und wird also doch wohl auch einigermaßen für andere unterhaltend seyn.

Ihr Zeugniß, daß ich mit meinem sechsten Buche wenigstens glücklich vor der Klippe vorbeygeschifft bin, ist mir von großem Werthe, und Ihre weitere Bemerkungen über diese Materie haben mich sehr erfreut und ermuntert. Da die Freundin des sechsten Buchs aus der Erscheinung des Oheims sich nur so viel zueignet, als in ihren Kram taugt, und ich die christliche Religion in ihrem reinsten Sinne erst im achten Buche in einer folgenden Generation erscheinen lasse, auch ganz mit dem was Sie darüber schreiben einverstanden bin, so werden Sie wohl am Ende nichts Wesentliches verwissen, besonders wenn wir die Materie noch einmal durchsprechen.

Freylich bin ich sehr leise aufgetreten und habe vielleicht dadurch, daß ich jede Art von Dogmatisiren vermeiden und meine Absichten völlig verbergen wollte, den Effect aufs große Publikum etwas geschwächt; es ist schwer in solchen Fällen den Mittelweg zu halten.

Leben Sie recht wohl; Meyer grüßt vielmals. Sagen Sie der lieben Frau, daß sie meine symbolischen Nadeln gesund brauchen und verlieren möge.

Nächstens mehr.

Weimar den 18. August 1795.

G. [289]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1795. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8B8A-8