24/6722.
An Georg Sartorius
[Concept.]
Dieser Brief soll, gleich einer Schaufel, den physischen Schnee, der uns jetzt trennt und den politischen, der uns bisher trennte, bey Seite räumen und Bahn machen, damit ich von meinen lieben Freunden und[123] Gevattern, von ihrer werthen Nachkommenschaft und all den theuren Göttinger Freunden und Bekannten wieder einmal etwas vernehmen möge. Säumen Sie nicht mir Nachricht zu geben! Von mir sage ich so viel: daß mein Zustand nicht verrückt ist, Sie würden mich wieder finden wie Sie mich verlassen haben. Hievon fühle ich den Werth mit dankbarer Anerkennung, und trage die Unbilden des Tages mit Heiterkeit, damit bey so großem Unheil das Schicksal mir günstig bleibe und mir auch an dem neuen Heile meinen Antheil vergönne.
Erhalte ich durch eine baldige Antwort die Überzeugung daß zwischen uns die Bahn geöffnet sey, so sollen die drey Bändchen meiner Lebenspoesie oder, wenn Sie wollen, Poetenlebens, nächstens erfolgen. Dem dritten Theil wünsche ich das Zeugniß, daß man ihm nicht ansehe in welcher Zeit er geschrieben ist; möchten Sie mein werther Freund bey'm Durchlesen in die friedlichsten Zeiten, wenn auch nur augenblicklich, versetzt werden.
Weimar den 24. Jan. 1814.