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An Betty Jacobi

[Frankfurt, Februar 1774.]

Die Violin wird ehestens ankommen, Mamachen, wie eine Comödiantinn in der Probe, in flanellnem[144] Wamms, mit Bändern bunt auf der Haube. Glauben Sie nur immer wenn's Ihnen ankommt mir einen Brief zu schreiben, daß es ein guter Geist ist, wenigstens mein guter Geist, und fühlen Sie wie willkommen mir Ihre Briefe sind, da ich so allein binn. Aber gewiss doch glücklicher als jemals, und auch mit herzlich lieben Geschöpfen umgeben.

Vom Vätergen haben Sie nun ein Exemplar rouinirt. Ich schick Ihnen doch die folgenden Bogen. Aber sie zu verbrennen, find ich unhaushältlich. Bey Gott.Sanftes tapfres Druckpapier! Zu verbrennen! Ich halte meine Makulatur besser in Ehren.

Ihre Buben sind mir lieb, denn es sind Ihre Buben, und der lezte ist mir immer der nächste. Ob sie anCrist glauben, oder Göz, oder Hamlet, das ist eins, nur an was lasst sie glauben. Wer an nichts glaubt verzweifelt an sich selber. Hat iemand meine Hanoversche Lotte gesehn. Es sieht sie niemand mit meinen Augen doch haben andre Leute auch Augen pp. –

Der Potpourri im eigentlichen Verstand, ist ein gar unbedeutendes Möbel, er macht einer Stube eine Teinture Wohlgeruch, wie manche Leute eine Teintüre von Geschmack haben. Aber der Pot – den man aus Sittbaarkeit pourri nennt, und ders auch eigentlicher heissen könnte, verdiente weit eher dass derselbe emblematisch und Apophtegmatisch nuzbaar auch der Seele gemacht würde. Ich habe einige gute Gedancken [145] dazu aber das ganze! – eine Epopee ist nicht auf Einen Tag gereimt.

Den Bogen hab ich vom Violingen gelassen er sperrt nur, und den kriegen Sie überall.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1774. An Betty Jacobi. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8BAA-F