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An Friedrich Constantin von Stein
Weimar, den 26. April 1797.
Du hast mir, mein lieber Freund, durch den übersendeten Auswuchs einer Fichte viel Vergnügen gemacht, [98] es ist nunmehr das dritte Stuck meiner Sammlung, von beiden andern sehr verschieden, und zur Erklärung dieses Naturphänomens sehr geschickt. Wenn dir sonst irgend etwas Ähnliches vorkommt, so gedenke mein, und empfiehl mich bei dieser Gelegenheit dem Herrn Oberforstmeister v. Wedel.
Der Herr Oberbergrath von Humboldt war einige Tage bei mir und hat durch seine Kenntniß und Thätigkeit unsern Kreis außerordentlich belebt.
Ich freue mich darauf, dich hier zu sehen, denn mit meiner italiänischen Reise steht es noch im Weiten, und du solltest mich in der Gegenwart nicht so sehr wegen meines Zeitgeizes berufen, als in der Entfernung, ob ich gleich gestehe, daß mir mein altes Symbol immer wichtiger wird:
tempus divitiae meae, tempus ager meus.
Es ist mir sehr lieb, daß meine Einpackekunst bei deinem Kasten sich bewährt hat, und meine besondern Inventionen besonders im Boden ihre Wirkung nicht verfehlt haben.
August grüßt dich schönstens, obgleich halb unbekannterweise. Er ist recht hübsch und artig geworden, jetzt wird er unter Herrn Professor Kästner's Aufsicht von einem jungen Eisert unterrichtet.
Lebe wohl, und genieße die Gegenwart, indem du dich für die Zukunft ausbildest.
G. [99]