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An Friedrich Schiller

Ihre liebe Frau hat uns, ob gleich nur auf allzukurze Zeit besucht, doch hat sie wenigstens einen guten Eindruck von Meyers Arbeiten mitgenommen, wovon sie nicht wenig Genuß haben wird, und es wäre sehr schön gewesen wenn Sie denselben theilen könnten. Überhaupt muß ich bey dieser Gelegenheit sagen daß Sie, da sich Ihr Herr Schwager nach und nach einrichten kann, doch auch für ein Quartier für den [86] Winter besorgt seyn sollten. Denn wenn ich auch unser Theater nur nehme wie es ist, so bleibt es doch schon ein großer Genuß fast alle acht Tage eine gute Musik zu hören, denn unsere Oper ist recht artig und die Vorstellungen derselben machen oft ein artiges Ganze. Ich könnte Ihnen einen bessern, bequemern Platz verschaffen als den im Proscenio, und an der Einsamkeit zu Hause wird es Ihnen, nach dem bekannten weimarischen Isolationssystem, nicht fehlen, und es würde gewiß für Sie von Vortheil seyn wenn Sie die äußere Einwirkung nicht ganz ausschlössen. Was mich betrifft so werde ich, wie Sie wissen, immer in meinem Zodiak herum genöthigt, und jedes Zeichen in das ich trete giebt mir neue Beschäftigung und Stimmung. Was mit mir zunächst werden wird hoffe ich Sonnabends sagen zu können.

Ich habe den Cellini wieder vorgenommen, corrigire meine Abschrift und mache mir ein Schema zu den Noten. Dadurch setze ich mich in den Stand die kleinen historischen Aufsätze, die hierzu nöthig sind, von Zeit zu Zeit auszuarbeiten. Ich will sie hinten ans Werk schließen, und sie nach den Materien stellen, so daß man sie auch allenfalls, wie einen kleinen Aufsatz, hinter einander lesen kann. Meyers Arbeit über die florentinische Kunstgeschichte rückt indessen auch vor, und eins greift ins andere.

Eine Zeit zur Fassung und Sammlung und zur Übersicht über das mannigfaltige was wir treiben[87] wünsche ich mir bald in Ihrer Nähe, sie muß mir nun nächstens werden und sie soll uns in mehr als Einem Sinne Frucht bringen.

Zu dem endlich angelangten Coburger Rescript wünsche ich Glück. Eigentlich hat diese Expedition auch unser Herzog auswirkt. Coburg war wohl mit ein Duzend Rescripten zurück und da keine Sollicitation bey den Geheimde Räthen helfen wollte, schicke endlich unser Herzog unmittelbar einen Boten auf Execution mit freundschaftlichen Empfehlungsschreiben an den Herzog und die Herzogin, wodurch denn endlich die Expeditionen flott gemacht wurden; möchte doch auch etwas reelles für Sie dabey gewesen seyn!

Humboldts Brief lege ich wieder bey, sein Urtheil über das französische Theater gefällt mir recht wohl. Ich möchte diese wunderlichen Kunstprodukte wohl auch einmal mit Augen sehen.

Leben Sie wohl.

Weimar am 7. März 1798.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1798. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8BC5-2