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An Carl Friedrich von Both
Ew. Hochwohlgeboren
haben gewiß mein Schweigen auf die traurige Botschaft nicht als Antheilnahme ausgelegt; es war gerade vielmehr das Gegentheil, das tiefe Gefühl was mich immer ergreift, wenn gute thätige Menschen vor mir hingehen, die lange nach mir hätten wirken sollen; und hier nun gar der seltsamste, widerwärthigste Zufall! Mögen Sie mit den werthen Ihrigen lange erhalten seyn und ich davon so wie von Ihrem fortdauernden Wohlwollen von Zeit zu Zeit sicher Nachricht erhalten.
Gegenwärtiges abzulassen ergreife ich die Gelegenheit die mir beyliegendes Heft darbietet. Sie werden in dem Vorwort einiges über Ihren guten Babst finden, den ich als einen wackern Naturdichter anspreche.
Ich denke auf den in gedachten Blättern berührten Gegenstand wieder zurückzukommen; bey näherer Betrachtung werden sich Ansichten ergeben, die der vaterländischen [35] Literatur überhaupt und der provinziellen Ausbildung im Einzelnen förderlich sind.
Gedenken Sie mein, wenn Ihnen von neueren und älteren Productionen etwas vor die Augen kommt, in Gesellschaft Ihrer theuren Frau Gemahlin, der ich mich schönstens empfehle.
gehorsamst
J. W. v. Goethe.