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An Moritz Oppenheim

Sie erhalten hierbey, mein werthester Herr Oppenheim, die mitgetheilten Skizzen dankbar zurück. Ein glückliches Malertalent ist darin nicht zu verkennen, und ich gestehe gerne, daß ich mich an den mannichfaltigen Gedanken und Compositionen erfreut habe.

[248] Wollen Sie mir zum freundlichen Andenken irgend ein Blatt bestimmen, so wünschte ich den kleinen Tobias, dessen gut gedachte Gruppe, als Träger von Licht und Farbe nochmals durchgesonnen, sich sehr gut ausnehmen würde; wobey ich dem Engel die Gestalt eines rüstig gesunden Wanderers wünschte, dem so besorgte Eltern allenfalls einen Jüngeren vertrauten. Statt der Flügel wünschte ich ihn allenfalls nur mit einem leichten Schein um den Kopf genialisch bezeichnet, stärker bewegt fortschreitend, mit dem ausgestreckten linken Arm winkend und so der Stellung wie dem Geiste nach mit der Gruppe näher verbunden. Das ungeduldige Hündchen componirt zwar jetzt mit dem Engel ganz gut; können Sie aber demselben Bewegung und Ausdruck von Scheu geben, welches freylich schwer seyn möchte, so wäre die Ahnung, welche die Thiere vor geisterhaften Erscheinungen haben sollen, dem Gegenstand gemäß schicklich ausgedrückt.

Sollten es Ihre Zustände erlauben, so begeben Sie sich in das Pariser Kunstelement; dort finden Sie für den jetzigen Augenblick am sichersten, was Sie zu Ihrer Ausbildung bedürfen.

Mit aufrichtiger Theilnahme.

ergebenst

Weimar den 9. December 1826.

J. W. v. Goethe. [249]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1826. An Moritz Oppenheim. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8C25-F