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An Christiane von Goethe

Von allen Seiten her hatte ich Briefe, nur nicht von dir, wonach mich doch so sehr verlangte. Nun kommt auf einmal das Kästchen und das Paket, worin nichts als Gutes und Angenehmes enthalten ist und worüber ich mich so wie über dein Wohlseyn von Herzen freue. Mir geht es sehr gut, sowohl [78] körperlich als geistig, und wird auch manches gearbeitet; doch fängt jetzt schon an die Gesellschaft größer zu werden und da giebt es viel Zerstreuung. Die Ankunft von der Ziegesarschen Familie war mir sehr erfreulich. Ich sehe sie viel und gehe mit ihnen spazieren. Nun wird es von Tag zu Tag lebhafter; das Wetter ist aber seit einiger Zeit nicht so gut wie anfangs.

Ich lege ein paar Briefe bey, die dir viel Freude machen werden, von August und der Mutter. Wie es mit deinem Loos steht, wirst du schon wissen, oder auch aus der Mutter Brief ersehen. Nimm ja gleich wieder ein neues Loos: denn was du nun gewinnst, gehört von Gott und rechtswegen dein. Eberweinen gieb seine Gesänge zurück. In den einen hat Zelter hineincorrigirt und überhaupt ein recht umständliches Urtheil in einem Briefe über das Ganze gefällt, wovon ein Auszug nachfolgen soll. Auch sage ich heute nichts weiter. Und nun erwarte in Weimar keinen Brief weiter von mir. In Lauchstädt aber sollst du einen wo nicht finden doch bald erhalten. Ich wünsche dir recht viel Vergnügen und guten Fortgang in dienen kleinen geselligen Freunden, die uns künftigen Winter auch wieder Frucht tragen sollen. Grüße alles zum schönsten, und schicke Augustens Brief an Frau von Stein. Lebe recht wohl und schreibe mir von Lauchstädt gleich.

Carlsbad den 12. Juni 1808.

G. [79]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1808. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8C34-D