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An den Großherzog Carl August

[Concept.]

[Jena, 27. Juni 1818.]


Unterthänigstes Promemoria.


Was die Bibliotheksangelegenheit betrifft dürften wir wenn es nicht ruhmredig klänge versichern daß[207] die Strategie im Äußern und Innern bisher gut gelungen und eins dem andern glücklich gefolgt sey, eins in's andere gut eingegriffen habe. Noch acht bis vierzehn Tage und wir können einen reinlichen Zustand produciren. Alle vorgeschlagene und gnädigst approbirte Vorarbeiten sind meistens vollbracht, sogar einiges in der Ausführung mit geringerem Aufwand von Zeit und Kräften hergestellt.

Nun sind wir an der Taktik und daß diese denn auch zum Gewinn führe wird neue Aufmerksamkeit gefordert. Das Fach der Naturgeschichte ist aus der Schloßbibliothek in die neuen Räume der akademischen gebracht, alles was dieser Art in der akademischen zerstreut umherstand ist gesondert und in eben demselben Raume aufgestellt. Nun geht die Verbindung vor sich, und der nunmehr vereinigte Vorrath wird nach einem mit Hofrath Voigt verabredeten Schema geordnet. Nun müssen, bey dieser ganz neuen Aufstellung, alle Bücher frisch gezeichnet, und die Einleitung der künftigen Catalogen, wonach jedes Buch an seiner jetzigen Stelle zu finden ist, muß getroffen werden, um Aufmerksamkeit, ruhige Behandlung und Genauigkeit erfordert wird. Um die Arbeit zu erheitern, haben wir als Probe das angenehme und in sich selbst naturgemäß leicht anzuordnende Fach der Naturgeschichte gewählt. Hier soll nun, ohne daß irgend etwas anders angerührt wird, ein Muster aufgestellt werden wie alle übrigen Fächer zu behandeln seyen.

[208] Der große Vortheil den wir auf diesem Wege erreichen ist daß wir die übrige Bibliothek nicht zu schließen brauchen und immer noch Bücher jedes andern Fachs wöchentlich, wie bisher, zweymal ausgegeben und eingenommen werden können.

Bey dem mineralogischen Museum sind die über Moskau von Ungarn aus instradirte Mineralien, wahrscheinlich durch die Vernunft eines Zwischen-Spediteurs, doch noch bey Zeiten angekommen.

Hiebey kann ich nicht genug die Thätigkeit sämmtlicher Angeordneter rühmen, welche, jeder in seiner Art, unablässig theils gearbeitet, theils die Arbeiter angetrieben und beaufsichtiget, es wird daher auf eine billige Remuneration derselben zu denken seyn.

Freylich ist am meisten zu wünschen daß das bisher Geschehene in höchsten und hohen Augenschein möchte genommen werden, in etwa vierzehn Tagen wird das Ganze zwar noch nicht fertig, das meiste aber doch zu produciren seyn.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1818. An den Großherzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8C55-5