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An Christiane Vulpius
Ehe ich von Pyrmont gehe, will ich dir noch ein Paar Worte selbst schreiben, ich habe mich leidlich befunden und hoffe noch gute Folgen von der Cur. Das Beste dabey war die Bewegung und Zerstreuung. Ich habe viele Menschen gesehen, mit vielen gesprochen und kann auf mehr als Eine Weise zufrieden seyn. Nur war das Wetter gar zu schlimm und ist gegenwärtig am aller ärgsten. August hat sich gar artig[246] betragen und hat mir viel Freude gemacht, du wirst dich über ihn verwundern wenn du ihn wiedersiehst.
Die Ausgaben waren mäßig, ich habe mich aber auch durchaus eingeschränckt. Einiges habe ich dir eingekauft. Einiges sollst du dir in Cassel selbst kaufen, wo alles sogut wie hier zu haben ist.
Mittwoch d. 15ten gehe ich nach Göttingen, wo ich noch einige Zeit bleibe und du sollst auf alle Fälle zur rechten Zeit hören wann du mich in Cassel triffst. Ich schreibe dir alles umständlich. Sage nur dem Herrn Professor: daß er sich vorläufig einrichtet um mit dir kommen zu können. Wir freuen uns beyde recht herzlich darauf dich wieder zu sehen. Gustel wünscht nur daß wir in Cassel besser Wetter haben als hier.
Lebe recht wohl, beschäftige dich mit deinen Gärten, wo ich mit dir vergnügt bald herum zu wandlen hoffe.
Pyrmont d. 12. Juli 1801.
G.
Ich will noch ein Paar Worte hinzufügen und dir sagen daß wir beyde dich herzlich lieb haben und oft deine Gesundheit trincken. Ich wünsche nichts mehr als wieder bey dir zu seyn, wir wollen den Rest des Sommers vergnügt zusammen zu bringen. Auf Cassel freue ich mich besonders.
Von Augelchen war wohl manches artige hier, es will aber mit mir nicht recht mehr in den Zug kommen.
[247] Der Herzog ist munter und lustig, dagegen war ich die letzte Zeit recht mißmuthig. Das Wetter zerstörte alles, Cur und Spazierengehen und Geselligkeit, heute stürmts und regnets. Ich habe einheizen lassen.
Mit Freuden werde ich Koppenfelsens Scheungiebel wieder sehen und dich an mein Herz drücken und dir sagen daß ich dich immer fort und immer mehr liebe.
G.