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An Sara von Grotthuß

Weimar den 6. August 1811.

Nur mit wenigen beantworte ich, wertheste Freundinn, Ihren lieben Brief von Töplitz. Er beruhigt mich zwar nicht über den Zustand Ihrer trefflichen Schwester; aber doch war mir ein Lebenszeichen von Ihnen höchst erwünscht. Mein Sommer ist mir froh und glücklich genug vergangen; hätte ich nur von Freunden, denen ich so innig verbunden bin, bessere Nachrichten vernehmen können; ja damit das Schlimmere zum Schlimmen komme, waren auch die trüben Berichte nur unbestimmt, wodurch sich das Zweifelhafte meines Zustandes nur vermehrte.

Die Hauptsache warum ich nicht nach Teplitz ging, war die, daß mir das Baden in Carlsbad dieses Jahr außerordentlich wohlgethan, und ich eine Reise, die mich Weiter von Hause führte, für unräthlich finden mußte. Daß ich Sie in Teplitz zu sehen hoffte und mir mancherley Lust und Gutes davon versprach, davon ist ein kleiner Stier von Erz Zeuge, den ich schon hatte hinschaffen lassen, in der Absicht, durch Ihre Vermittlung dasjenige dieß Jahr in Dux tauschweise zu erlangen, was voriges Jahr sich durch Schenkung nicht wollte erhalten lassen. Wie viel anders wäre noch wünschenswerth gewesen, theils in der Wirklichkeit, theils in der Erinnerung zu wiederholen.

[140] Wir empfehlen uns Ihrem freundschaftlichen Andenken aufs angelegentlichste, lassen Sie bald etwas von sich und Ihrer theuren Schwester vernehmen und bleiben meiner aufrichtigen Anhänglichkeit versichert.

G.


Ich lege das Neuste vom Jahr bey, einen Prolog, der heute in Halle bey dem Antritt unserer Schauspielergesellschaft daselbst gehalten wird. Möge es Ihnen in Töplitz nicht an guter geselliger Würze fehlen. Sie führen sie zwar immer bey sich, aber es ist doch auch wünschenswerth, daß uns einiges erwiedert werde.

Ihrem Gemahl meine besten Empfehlungen.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1811. An Sara von Grotthuß. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8C86-8