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An Friedrich Ludwig Zacharias Werner

[Concept.]

[1. October.]

Sie sollen, mein lieber Werner, für Ihren langen und interessanten Brief den schönsten Dank und eine kurze Gegenantwort haben. Ich befinde mich noch in Jena auf dem Platze wo Sie mich verlassen. Der Roman ist indessen gedruckt worden, den ich Ihnen hiermit zur freundlichen Aufnahme will.

Es war mir selbst höchst angenehm, daß wir in Frieden und Freude an derselben Stätte wieder geschieden sind, wo wir zuerst mit gutem Muth und Willen uns zusammengefunden hatten. Es kommt nur auf Sie an, daß es immer so bleibe. Sie kennen mich genug, um zu wissen, daß wir immer einmal wieder eine Strecke Wegs mit Lust zusammen fortwandern können, wo wir uns auch treffen mögen; nur enthalten Sie sich ja, mir Fußangeln aus der Dornenkrone vor meine Schritte hinzustreuen. Lassen Sie mich Pfad, den ich mir selbst gebahnt und gekehrt, ruhig hin und wieder spazieren und begleiten mich insofern es die Gelegenheit giebt.

Sollte Sie dieser Brief bey Frau von Stael treffen, so empfehle Sie mich ihr und auch Herrn Schlegel, an dessen Vorlesungen ich sehr viel Freude gehabt habe.

In einigen Tagen gehe ich nach Weimar, wo ein gewisses Stück: Der 24. Februar, sogleich bey verschlossenen [105] Thüren aufgeführt werden wird. Der Schauspieler Haide hat das Ganze auswendig gelernt und wird also im Einzelnen schwerlich aus dem Ton fallen. Er setzt sich vor, Wunder zu thun, woran ich keinen Zweifel habe. Dieser tragische Tell ist ihm ganz angemessen. Finde ich bey der Vorstellung das Stück wie ich mir's denke, lobenswürdig und gut; so soll mir Niemand nichts dagegen sagen, ohne sich Händel auf den Hals zu ziehen, und wenn es der Verfasser selbst wäre.

Von anderm weiß ich nichts zu sagen. Noch ist auf unserm Theater nicht viel geschehen und was die Messe bringen kann, noch im Halbverborgenen. Leben Sie recht wohl, und lenken Sie Ihre Bahn gelegentlich immer einmal wieder auf Weimar zu. Ich würde denselbigen Wunsch auch in Absicht auf Madame Hendel äußern, wenn ich voraussehen könnte, daß sie gewiß zu einem günstigen Augenblick komme. Die Zeiten sind so verschieden, daß in einer Woche unmöglich wird, was sich in der andern leicht machen läßt. Und auf das Zufällige mag ich Niemanden, am wenigsten eine so bedeutende Künstlerin einladen. Leben Sie recht wohl und lassen bald wieder von sich hören.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1809. An Friedrich Ludwig Zacharias Werner. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8C9A-B