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An Alfred Nicolovius

[Concept.]

[28. März 1826]

Schon längst, mein Werthester, würde auch ich Ihnen geschrieben haben, wenn ich nur etwas zu melden hätte was Sie nicht schon wüßten, das heißt denn also daß Ihr Andenken hier am Orte noch sehr lebhaft ist und Ihre Abwesenheit schmerzlicher empfunden würde wenn unsere Schönen, welche des allerliebsten Fremdlings bewegliche Flatterhaftigkeit allzubald kennen lernten, sich nicht von ihrer Seite an [338] zurückgebliebenen und neuantretenden jungen Freunden zu trösten Veranlassung gesunden hätten.

Da Sie indessen in Berlin nicht säumen werden in gleich angenehmen Verhältnissen umherzuwandlen, so möchte denn wohl ohne beiderseitigen merklichen Verlust dieses vorübergehende Geschick sich auflösen.

Verzeihen Sie mir dergleichen amphigourische Redensarten und legen solche zum besten aus. Ferner lassen Sie mich guter Nachrichten nicht ermangeln: wie Ihre Vorbereitung zur Akademie sich anläßt? wann und wohin Sie zu gehen gedenken?

Die Einladung zur Subscription auf meine Werke erhalten Sie nächstens, und ich bin überzeugt daß es Ihr eigener Wunsch und Trieb ist dieses Unternehmen zu begünstigen. Die Fortsetzung des sehr artigen poetisch-historisch-kritisch-bildlichen Katalogs, über das was sich von den frühsten Zeiten her auf meine Arbeiten bezieht, hat mich an manches Vergessene erinnert ja mich von unbekannt Gebliebenem benachrichtigt.

Von der neusten Verwendung der Ihnen wohl-bekannten Festbilder hiebey einige Beyspiele; Freunden und Gönnern gewinnen Sie vielleicht dadurch ein Erinnerungslächeln ab.

Nun aber, da Sie als der bereiteste Commissionär berühmt sind, der nicht allein das Aufgetragene besorgt, sondern die Aufträge die man ihm geben könnte voraus erräth, übernehmen Sie das fromme Geschäft[339] beykommendes Blatt Ihrem Herrn Vater ehrerbietigst vorzulegen.

Der Wunsch mehrerer wackerer Männer ist darin deutlich ausgesprochen; er ist auch der Meine, aber das Urtheil über die Möglichkeit der Erfüllung kommt Ihrem Herrn Vater allein zu. Die Schwierigkeiten sind uns nicht unbekannt, die Mittel sie zu heben außer unserm Gesichtskreise; es kommt also hier nur darauf an ob Ihr Herr Vater einige Hoffnung gäbe und den Weg andeuten möchte den man zum Ziel einzuschlagen hätte.

Einer in bedrängten Umstände, von einem Hausvater in den besten Jahren verlassenen Familie zu Hülfe zu kommen ist eine Aufgabe, selbst für vereinte Wohlwollende schwer zu lösen; deshalb ihnen denn nicht zu verargen ist wenn sie sich dort nach Hülfe umsehen woher so manchem geholfen wird. Erhalten Sie Verzeihung wegen der Anfrage, bitten Sie um möglichste Theilnahme und lassen mich hierauf, so wie auf die vorstehenden Puncte bald einige Nachricht wissen.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1826. An Alfred Nicolovius. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8C9C-7