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An Nicolaus und Sophie Doris Elise Meyer

Ew. Wohlgeboren

ersehen aus beyliegender Abschrift, was ich Ihrem lieben Sohn auf eine wichtige Anfrage geantwortet, weshalb ich hierüber nichts weiter hinzufüge.

Die Notizen mit dem Interims-Riß der neuen Anstalten an der Einmündung des Weserflusses sind von mir höchst dankbar empfangen worden; sagen Sie das ja Ihrem theilnehmenden Freunde und bitten denselben, von Zeit zu Zeit mir das Nähere wissen zu lassen. Ich habe dabey kein anderes Interesse als das allgemein Deutsch-Continentale. Seit der Cassler Zusammenkunft und den dortigen Beschlüssen muß [156] uns höchst wichtig seyn, eine Unternehmung, die der Weser erst ihre Würde gibt, vorschreiten zu sehen; und wenn an jenem westlichen Ende etwas Bedeutendes der Art eingeleitet wird, so muß es bis zu uns herauf in die Werra bis Wanfried wirken.

In Erwartung des Weitern bitte mir die Orte zu nennen, durch welche der Weg von der neuen Anlage bis Bremen geführt wird; ich habe drey Special-Charten vor mir, und es würde mir angenehm seyn mich näher zu orientiren. Müssen wir doch so viel von den englischen Docks, Schleusen, Canälen und Eisenbahnen uns vorerzählen und vorbilden lassen, daß es höchst tröstlich ist, an unsrer westlichen Küste dergleichen auch unternommen zu sehen.

Das Übersendete ist glücklich angekommen, wir haben uns in die werthen Gaben dankbar getheilt und wünschen, daß eine Gegensendung nebst Schreiben auch gleichfalls wohl möge eingelangt seyn.

Zu fernerem freundschaftlichen Andenken mich und die Meinigen bestens empfehlend und von allen gegrüßten Freunden die besten Grüße erwidernd.

treulichst

Weimar den 10. Februar 1829.

J. W. v. Goethe.


Ein farbiges Blättchen zur Nachschrift ergreifend, begrüße glückwünschend die theuern Eltern, besonders die liebenswürdige Mutter. Wobey ich es für eine große Wohlthat zu achten finde, daß die Stiftungsgesetze [157] unserer protestantischen Orden den verpflichteten Damen nicht hinderlich sind, der Nachkommenschaft gleich anmuthige Sprößlinge zu überliefern. Wenn hiernach einer mir so theuern Familie frischer Zuwachs gegönnt ist, dazu wünsche wiederholt Glück und Heil, in Hoffnung und Aussicht, es werde dieses Ereigniß dereinst auch meinen Enkeln zu Gurte kommen.

Treu angehörig

Weimar den 12. Februar 1829.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1829. An Nicolaus und Sophie Doris Elise Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8CBE-C