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An Christiane von Goethe

Vor einigen Tagen sendete ich durch Herrn v. Helldorf ein Packet an dich ab das allerley Gutes enthält und das du wahrscheinlich gleichzeitig mit dem gegenwärtigen Blatte erhalten wirst. Gedencket meiner bey einer Tasse Chocolade und wenn im Theater ein Pfeffermünzküchelchen genommen wird. Dein ausführlicher Brief vom 25. Jun. hat mir viel Vergnügen gemacht schreibe mir von Lauchstädt dergleichen. Carolinchen soll geliebt seyn daß sie soviel auf ein Blatt bringt. Mir geht es recht wohl und wenn ich diese Wasser immer neben mir hätte, wäre mir für nichts bange. Seit der Abreise der Kayserinn habe ich mich in die Enge gezogen. Es gehen ohnehin schon die Personen der ersten Zeit und die meisten meiner Bekannten fort. Indessen kommt unter sovielen Menschen immer einmal wieder ein alter Bekannter oder es findet sich etwas interessantes Neues. Von Äugelchen hat sich noch gar nichts gefunden. Die Gegenwart der Kayserinn wird für mich nicht ohne Folgen seyn, man hat mir vertraut daß Sie mir eine Artigkeit[337] erzeigen werde die mich um so mehr freuen müsse weil sie sich selbst etwas ausgedacht. Du sagst niemand davon, denn so etwas muß man abwarten. Es kann gar manches dazwischen kommen das die besten Absichten der Großen hindert. Auch Wien bin ich von hunderten eingeladen. Ich habe es nicht abgesagt aber mir auf jeden Fall vorbehalten Augusten an die Wohlwollenden zu adressiren. Es wird überall willkommen seyn. Bis jetzt hab ich von dem edlen Jüngling keine Zeile erhalten, so daß ich nicht weis ob er die durch des Prinzen Bernhard Leute überschickte Sachen bekommen hat. Auch schreibst du mir nichts von den getrockneten Trüffeln und Schwämmen, die in einen flachen Korb gepackt waren. Ich lege dir ein Blätchen an den Cassier bey er wird ja wohl dies Jahr genugsamen Überschuß haben die das Wenige auszuzahlen.

Den 12. Juli wollen wir mit den besten Wünschen feyern. Ich hoffe indessen von euch zu hören. Es geht mir ganz wohl und wünsche dir das Gleiche. Dabey bin ich ziemlich fleißig und habe schon allerley zu Stande gebracht.

Ich lege die Gedichte bey die ich zusammen drucken lies. Jedes wurde durch eine besondere Gelegenheit veranlaßt, das letzte durch die Kayserinn selbst, welche verlangte daß ich in ihrem Nahmen den Carlsbadern etwas freundliches sagen sollte. Ihr werdet sehen wie ich mich aus der Sache gezogen habe. Grüße [338] Herrn Genast zum schönsten, er wird mir wohl schon geschrieben haben wenn Gegenwärtiges an kommt. Auch die Übrigen grüße und trage wie sonst alles bey daß die Sache gut und ordentlich geht. Richte dich auf alle Fälle ein solange zu bleiben wie die Gesellschaft; denn ich werde meine Nachhausreise nicht beschleunigen. Ich muß noch gar manches vorher thun und ausrichten. Lebe recht wohl und sey meiner eingedenck.

CarlsBad d. 3. Jul. 1810.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1810. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8CC3-D