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An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck

[Concept.]

[6. (?) September 1827.]

Fortsetzung.

Zu großer Freude und lebhafter Anregung, mich naturwissenschaftlichen Betrachtungen eine Zeitlang zu widmen, war die Gegenwart des Herrn Grafen Sternberg. Es ist bewundernswürdig, wie dieser Treffliche mit Ernst und Bedacht in diesen Studien fortfährt und, indem er zu Haufe auf's kräftigste in Fortbildung und Einigung wirkt, sich von Zeit zu Zeit im Auslande umzusehen weiß und von da den schönsten Gewinn wieder zurückbringt. Ich habe ein [53] Schreiben von demselben, das er, zurückgelangt, aufsetzte, worin er von seinen Untersuchungen der Köstritzer Knochenbreccie an Ort und Stelle spricht und Nachricht gibt von seinem Aufenthalt in Halle, besonders auch in Berlin, von welchem letzten Orte er sich mit höchster Zufriedenheit äußert. Er wird den Münchner Congreß besuchen, und wenn die Monatschrift der Gesellschaft des Vaterländischen Museums in Böhmen, wovon jetzt sechs Hefte in meinen Händen sind, noch nicht zu Ihnen gekommen seyn sollte, so widmen Sie ihr einige Aufmerksamkeit. Man blickt in den Kreis eines mäßigen, verständigen, für Ort und Zeit wohl passenden Unternehmens. Wie es denn überhaupt sonderbar genug ist, daß in den östreichischen Staaten, die wir so gern als ein europäisches China darstellen möchten, im Inneren eine weit zweckgemäßere Cultur statt findet als anderer Orten, wo man nicht immer das Was und Wozu recht bedenken mag. Hat doch Dupin zuletzt ausgemittelt, daß der Elementarunterricht in diesen Reichen weiter ausgebreitet und ernstlicher eingeleitet sey als in manchen andern, nach außen viel glänzenderen Erdstrichen, deshalb ich mich denn der Kürze halber aus den Globe beziehe: Tome V. Nr. [56], ein Blatt, wo Sie es wahrscheinlich schon gelesen haben.

In Meteorologicis fördert der edle Mann mich auch, und das ist der einzige Punct, wo ich nach seiner Abreise noch im Beobachten, Denken und Überlegen[54] fortfahre (wie ich denn incidenter bitte, mir den Barometerstand vom 4. August bis 4. September aufzeichnen zu lassen, wobey ich den Mittelstand Ihres Quecksilbers bemerkt wünschte).

Übrigens hat die Sorge für die neue Ausgabe meiner Werke mich bald wieder ergriffen; sie ist nicht gering, da ich, wie Sie aus der ersten Lieferung sehen, nicht allein das Frühere, Bekannte wiederbringen, sondern manches Nahvollendete doch noch abschließen und mittheilen möchte, wobey mein Wunsch ist, entfernteren Freunden immer gegenwärtig zu bleiben und gegenwärtiger zu werden.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1827. An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck Fortsetzung.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8CF7-8