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An Charlotte von Stein

Ich war verlegen welcher der Jahrstag wäre dass ich in Weimar bin. Gestern war er liebste Frau! [118] Und wie gefeyert! – und wie beschenckt! – Was Ihre Bedencklichkeiten aufgespaart hatten, alles auf einmal, und eben in dem Augenblick wo ich alles so fühlen konnte, so zu fühlen bedurfte. Ich musste mein Tagbuch nachsehen um Ihre Zettelgen zu verstehen hier und da, und fand alles. Wie viel wieder lebendig wurde! Ach die acht Wochen haben doch viel verschüttet in mir, und ich bleib immer der ganz sinnliche Mensch. Meine Landschafft will ich durch Wasser ziehen und für geendigt abgeben. Ich soll nichts endigen. Was Sie von mir haben ist so, und wenn Sie nicht wären wärs auch nicht so weit. Was macht der Fus?

[Weimar] Freytag d. 8. Nov. 76.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1776. An Charlotte von Stein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8D1A-1