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An Friedrich Heinrich Jacobi

Ich hätte geschworen dir aus dem Carlsbade geschrieben zu haben, wenigstens hab ich mich offt mit dir im Geiste unterhalten. Es geht mir öffters so wenn ich eine Zeitlang vernachlässige die Briefe aufzuschreiben welche fortgehen, ich bin so fest überzeugt daß ich diesem und ienem das gesagt habe was ich ihm nur zudachte. Verzeih! Es ist mir wohlgegangen und ich wünsche dir ein gleiches.

Du sendest mir deinen Spinoza. Die historische Form kleidet das Werckgen gut.

Ob du aber wohl gethan hast mein Gedicht mit meinem Nahmen vorauf zu setzen, damit man ia bey dem noch ärgerlichern Prometheus mit Fingern auf[92] mich deute, das mache mit dem Geiste aus der dich es geheisen hat. Herder findet lustig daß ich bey dieser Gelegenheit mit Lessing auf Einen Scheiterhaufen zu sitzen komme.

Wir leben gut und freundlich hier zusammen, obgleich Frau v. Stein wieder auf ihr Gut ist. Fritzen hab ich nach Franckfurt geschickt damit er Blanchard in die Lufft steigen sehe und in der Messe als einem trefflichen Theile des Orbis picti herumlaufe.

Weist du was! ich will ihn deinem Mädgen erziehen, einen hübschern und bessern Mann kriegt sie doch nicht, da ich doch einmal dein Schwiegersohn nicht werden kann. Aber gieb ihr nicht Punsch zu trincken und des andern Quarcks, halte sie unverdorben wie ich den Buben, der an die reinste Diät gewöhnt ist.

Hill der wandernde Philolog, den Haman in die Welt sandte, ist bey uns auf seiner Rückkehr von Rom.

Darf ich denn noch die Fürstinn erwarten? Schreibe mir, damit ich mich darnach richte. Denn ich muß vor Winters noch einmal hinaus in's Freye.

Grüse die deinigen. Ich liebe dich herzlich.

Weimar d. 11. Sept. 1785.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1785. An Friedrich Heinrich Jacobi. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8DB9-C