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An den FreiherrnCarl von Stein zum Altenstein
Ew. Excellenz erzeigt mir, es wird nicht ganz ein Jahr seyn, die überraschende Geneigtheit, mich in Kenntniß zu setzen: es sey Hochdenenselben gefällig gewesen, gnädige Einleitung zu treffen, auf welche Weise und unter welchen Bedingungen der Privatlehrer Schubarth zu Hirschberg in dem Staatsdienst angestellt werden könne. Ich verehrte darin im Stillen die hohe Vorsorge, daß kein Unwürdiger zu so bedeutenden [211] Zwecken aufgenommen werde, und zugleich die Übersicht, wie allenfalls die Hindernisse in Ermangelung einer Förmlichkeit zu beseitigen seyn möchten.
Nun erst erfahr ich daß es schon längst sich fügen konnte, genannten Mann zu einer Lehrerstelle an einer öffentlichen Anstalt bemeldeter Stadt zu befördern und ihm einen lebenslänglichen hinreichenden Unterhalt zu ertheilen.
Indem ich nun für meine Schuldigkeit erachte, die Erfüllung dieser Wünsche auf das dankbarste anzuerkennen, so bleibt mir nichts übrig als eine der Überzeugung sich nähernde Hoffnung, es werde der Begünstigte durchaus bemüht seyn, die Anlagen welche ihm die Natur gegönnt, die Talente die er sich durch Fleiß erworben, auch zu den unmittelbaren, ihm vorgezeichneten Zwecken anzuwenden und sich des hohen, in ihn gesetzten Vertrauens würdig zu machen.
Danckbar, verehrend
Ew. Exzell.
ganz gehorsamster Diener
J. W. v. Goethe.