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An Carl Friedrich Zelter
Weimar d. 8. Juny 1816.
Deine Recension der Bilder, die dir in der Giustinianischen Gallerie am meisten Freude gemacht, war mir sehr lieb und werth. Ich ging auch mit Freund Meyer den Catalog durch und erinnerten uns mancher der darin angezeigten Bilder. Mehrere waren dem gedächtnißreichen Freunde unbekannt. Wahrscheinlich hingen sie nicht in der Gallerie, sondern in Zimmern. Fahre auch fort mich vom Theater [50] zu unterhalten. Über Romeo und Julia steht ein sehr vernünftiger Anklang in eurer Zeitung. So schwankend und albern das Volk im Ganzen ist, so klären sich doch gewisse richtige Ansichten gar hübsch in einzelnen Menschen auf, beydes ist der großen Bewegung gemäß und denen sich so mannigfaltig durchkreuzenden Richtungen. Meine Geschäfte hier und in Jena gehen einen sehr gemessenen und glücklichen Schritt, auch von Außen naht sich manches Gute.
Ob man gleich nichts voraussagen kann, so melde ich dir doch wenigstens einen halben Vorsatz, in der Mitte July nach Töplitz zu gehen. Ganz ohne Badeausflug bringe ich mich nicht durch, da unser cimmerischer Sommer mehr niederhält als aufrichtet.
Daß du in meinen zwey ersten Bänden mancherley für deinen Gaum und manche melodische Anregung finden und erfahren würdest, hoffte ich auf alle Fälle. Ich danke dir daß du mich es versicherst.
Eberwein wies mir deinen Brief vor, auch der hat mir viele Freude gemacht. Des jungen Mannes, Talent kennst du, es ist ein geerbtes, äußeres und mit nichts gefüttert, weder mit Charakter, noch Liebe, weder mit Gefühl noch Geschmack. Deswegen klebt's mit Luft an der Erbe und begreift nicht warum es sich nicht vom Boden heben kann. Er hat das allerletzte Elend von Prosa in einer kleinen Oper componirt, mit Behagen und Selbstgenügsamkeit. Was ich mit Faust vorhatte sollte er nicht begreifen, aber er [51] sollte mir folgen und meinen Willen thun, dann hätte er gesehn was es heiße. Diese Menschenrace, die, bey so manchen Vorzügen, des eigentlichen Besten ermangelt, begreift nicht warum es mit ihr nicht rucken will; nun suchen sie es durch Intrigue zu erreichen und Augenblicks verletzen sie, durch Dünkel und Ungeschicklichkeit, den erworbenen Gönner und so zerstiebt das Mährchen, ja sie sind rückwärts statt vorwärts gegangen.
Mit unserm Theater sieht's wunderlich aus, es hat aber etwas zähes, und ein immer sich wieder zusammenfindendes Leben. Keine Einigkeit unter den Gliedern, wie sie aber auf's Theater kommen schwebt ihnen etwas Gemeinsames vor an das sie sich halten. Nun lebe wohl, schreibe mir bald und viel.
G.
Wenn ich dir derber, geprüfter Erdensohn, vermelde daß meine liebe, kleine Frau uns in diesen Tagen verlassen; so weist du was es heissen will.
d. 8. Juni 1816.
G.