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An Sulpiz Boisserée

Eben im Begriff, meine Reise nach Böhmen und zwar nach Marienbad anzutreten, begrüße Sie noch mit wenigen Worten. Nun haben auch Meyer und Riemer Ihren Aufsatz gelesen und geben demselben höchlichen Beyfall; wir werden suchen, einen gedrängten Auszug Ihrer Darstellung zu geben und unsere Theilnahme an Ihrer großen und wichtigen Arbeit mit Vergnügen aussprechen. Senden Sie mir zu diesem Zweck Einleitung, Erklärung der Tafeln, Citate, sobald es beysammen ist.

Den besten Dank für die freundliche Aufnahme meines Wanderers. Freylich werden Sie manches darin gefunden haben, was auf einen früheren gemeinsamen [31] Lebenswandel hindeutet, und wenn dieses Werkchen auch nicht aus Einem Stücke ist, so finden Sie doch solches gewiß in Einem sinne. Ihre Bemerkung, daß der Mahler am wenigstens bedacht ist, soll auch gerühmt seyn; im folgenden Bande werden wir ihn, obgleich nicht in so großer Gesellschaft, wieder finden.

Wegen der Frankfurter Angelegenheit wüßt ich nur zu wiederholen: daß ich mich hochgeehrt und beglückt finde, wenn man Ihren ersten, reinen, unschuldigen Gedanken in den Bezirk des Bibliotheksgebäudes versetzen wollte; vielleicht glückt es Ihnen, die theuren Freunde dahin zu bewegen; leichter müßte es immer werden, als das Haus von Nazareth in die Gegend von Ancona zu bringen. Entschließt man sich dazu, so läßt sich hoffen, daß die weimarischen Gönner und freunde fröhlichen Theil daran nehmen werden.

Gegenwärtig ist Hof und Stadt einsam, man versammelt sich erst Ende August wieder.

Und so leben Sie denn schönstens wohl, vielleicht schreiben Sie mir ein Wort nach Marienbad, damit man sich im Geiste nahe bleibe.

treulichst

Weimar den 23. Juli 1821.

G.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1821. An Sulpiz Boisserée. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8E73-2