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An Carl Ludwig von Knebel

Weimar d. 9. October 1817.

Habe vielen Dank, mein Theuerster, für die freundlichen Briefe und den ermunternden Zuruf. Möchte ich euch doch aus meinen alten Schächten noch allerley Willkommenes zu Tage fördern.

Durch Hermann, Creuzer, Zoega und Welcker bin ich in die griechische Mythologie, ja bis in die Orphischen Finsternisse gerathen. Es ist eine wunderliche Welt, die sich einem da aufthut, leider wird sie selbst durch die Bemühungen so vorzüglicher Männer nicht völlig in's Klare gesetzt werden, denn was der eine aufhellt, verdunkelt der andere wieder.

Hier das chinesische Drama, das anfangs nicht munden will, das aber, wenn man es mit Ruhe durchliest und zuletzt überschaut, als ein höchst merkwürdiges und verdienstvolles Werk muß angesprochen werden.

Sartorius ist seit einigen Tagen mit seiner Frau hier, das giebt denn viel Anregung und manches[272] kommt zur Sprache. Übrigens leb' ich sehr allein und komme fast nicht aus dem Hause. Dadurch wird denn gar manche Arbeit gefördert und wenn sich meine Gesundheit diesen Winter überhält, so gedenke manches vor mich zu bringen.

Dein Carl wird dir von einem Schweizer Panorama erzählt haben, welches sehr artig ist, es soll mit andern topographischen und geologischen Dingen nach Jena geschafft werden, der Großherzog brachte selbige von seiner Reise mit. Alles zusammen wird dir recht wohl gefallen.

Durch Sartorius habe ich manchen bedeutenden Blick nach Göttingen thun können; dort steht freylich alles auf bedeutenden Fundamenten, so daß die Bewegungen des Augenblicks, wie sie auch entstehen können, keinen sonderlichen Einfluß darauf haben. Ein glücklicher Umstand kommt ihnen noch zu Hülfe: daß der Herzog von Nassau Göttingen für seine Landesuniversität erklärt hat, Stipendien, Freytische u.d.gl. dorthin stiften will. Es ist ein sehr glücklicher Gedanke, welcher große Kosten und Quälereyen erspart. Nassau hatte ohnehin kein schickliches Local, Gießen und Marburg zu nah und so unbedeutend.

Lebe zum schönsten wohl und grüße die lieben Deinigen.

G.


Hast du vielleicht gehört, daß auf den 18. dieses ein Preußisch Regiment in Eisenach angesagt ist?[273] Diese Erscheinung möchte denn doch wohl dem Feste eine andere Gestalt geben.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1817. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8EA1-7