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An Carl Friedrich Zelter

Für die durch Dem. Amelang überschickten Comödienzettel danke vielmals. Auf das Schillerische Lied freue ich mich; es soll so gut als möglich executirt werden, sobald unsere Umgebung wieder zu klingen anfängt.

[169] Von meinem Götz von Berlichingen hoffe in vier Wochen Leseprobe zu halten. Daß es damit so weit kommt, bin ich Ihnen ganz allein schuldig. Ich begriff nicht, warum ich seit einem Jahr in dieser Arbeit Penelopisch verfuhr und was ich gewoben hatte, immer wieder aufdröselte. Da las ich in Ihrem Aufsatz: was man nicht liebt, kann man nicht machen. Da ging mir ein Licht auf und ich sah recht gut ein, daß ich die Arbeit bisher als ein Geschäft behandelt hatte, das eben auch so mit andern weggethan seyn sollte, und deswegen war es auch geschehen, wie es gethan war, und hatte keine Dauer. Nun wendete ich mehr Aufmerksamkeit und Neigung, mit mehr Sammlung, auf diesen Gegenstand und so wird das Werk, ich will nicht sagen gut, aber doch fertig.

Nun wollte ich Sie um ein paar kleine Stücke Musik bitten, erstlich zu Georgens Lied: Es fing ein Knab ein Vögelein, das Sie, wie ich glaube, schon componirt haben. Zweytens um einen sanften, andächtigen, herzerhebenden vierstimmigen Gesang, mit lateinischem Text, der ohngefähr acht Minuten dauert. Es kann ein Stück aus einer Messe seyn, oder was es auch sonst ist.

Wie sehr wünschte ich, daß wir uns näher wohnten, oder beyde mobiler wären; denn es ist nicht zu berechnen, was dauernde wechselseitige Mittheilung hevorbringt. Lassen Sie uns also wenigstens von Zeit zu Zeit schriftlich communiciren.

[170] Schiller hat in seinem Tell ein treffliches Werck geliefert dessen wir uns alle zu erfreuen haben.

Tausend Lebewohl.

W. d. 30. Jul. 1804.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1804. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8ED4-6