19/5158.

An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeb. verzeyhen, wenn ich so lange nichts von mir hören lassen. Die kurzen Tage haben mir sehr übel mitgespielt und seit dem Vergnügen sie zu sehen, hatte ich gute Stunden.

Das Blatt Programm folgt mit Dank und einigen Veränderungen. Bitte um nochmalige Revision. Das zweyte ist zu senden nicht nöthig, auch wünschte nicht aufzuhalten.

Gegen Rameau's Neffen haben sich die Herrn Hallenser in ihrer wahren Natur gezeigt. Man weiß nicht, ob man die Beschräncktheit oder den bösen Willen mehr bewundern soll. Wie schön nimmt sich dagegen der Decembermonat Ihres Blattes aus!

Daß R. die Recension des Neffen ablehnt, wundert mich nicht. Ob E. Quästion ein- und übersehe, darüber ist wohl nicht die Frage, ob er aber [87] animi sensa in eine förmliche, stringente Recension zu verwandeln und einzufleischen wisse, wage ich nicht zu entscheiden. Von einer Probe will ich nicht abrathen. Ach! warum steht nicht auf dem Papiere, was Schiller über das Werck und meine Arbeit geäußert. Es war eine der letzten Materien, über die wir uns unterhielten.

Da ich nach dem Tode eines so werthen Freundes nur halb fortlebe und mich vielleicht hinfälliger glaube, als ich bin, so werden Sich Ew. Wohlgeb. über beyliegendes Blatt nicht wundern. Ich wünsche niemand durch mein Schreiben in Verlegenheit zu setzen und das Verzeichniß der Recensenten soll in keine fremde Hand kommen.

Sobald wie möglich sende ein paar Worte über das Wunderhorn. So manches andre ist mir vergangenes Jahr vom Munde weggeschnitten worden. Zweifeln Sie jedoch nicht an meiner lebhaften Theilnahme und meiner wahren Freude, daß Sinn und Ton Ihres Blattes sich so tüchtig und rein erhält.

Mit den besten Wünschen

Den letzten Tag 1805.

Goethe.


[Beilage I.]

Unter meinen Papieren liegt ein gesiegeltes Paket mit der Aufschrift

Herrn Hofrath Eichstädt gehörig

Jena

[88] welches von meinen Erben sogleich an gedachten Herrn gegen Empfang Dieses auszuliefern ist.
Weimar den 31. December 1805.

Goethe.


[Beilage II.]

Mit Bitte um nochmalige Revision, besonders wegen der Interpunction.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1805. An Heinrich Carl Abraham Eichstädt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8ED5-4