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An Sulpiz Boisserée

Es soll mir eben dieses Jahr nichts zu Glück schlagen. Indem ich Zeltern mit Verlangen erwarte kommt ein Brief von Berlin, der den Tod seiner jüngsten und liebsten Tochter ankündigt, die ihm als haushaltend so nothwendig war. Das muß, ihm nun zum Empfang vermelden. Zwar, wie Sie ihn kennen, stand er auch bey diesem Schlag wie eine alte Eiche, der es auf einen Ast mehr oder weniger nicht ankommt. Ich von meiner Seite holte hervor [197] was ich vermochte um irgend ein augenblickliches Interesse zu erregen, nach zwey Tagen eilte er Herrn Wilken nach und so endigte sich eine heiter und glücklich vollbrachte Reise auch an einem Trauervorhang. Sie fühlen mit, daß dieses neue ärgerliche Ereigniß keineswegs zu meiner Erheiterung dienen konnte.

Anhaltende Beschäftigung ist nunmehr meine einzige Zuflucht. Der erste Band der Italiänischen Reise wird nächstens ausgegeben, das 2te Rhein- und Maynheft nähert sich dem Druck. Alte Papiere such ich hervor und redigire sie so gut es gehen will. Abwechslung sind ich da genug, denn es ist unglaublich ja mannigmal komisch wo man in seinem Leben allenthalben hingetastet hat, wodurch man endlich so weit kommt, zu wissen wo die Zäume hängen, wenn man nicht mehr reiten mag.

So viel für dießmal. Herzliche Grüße den lieben Ihrigen.

Noch eins füge hinzu. Haben Sie ja die Güte mir alles zu sammlen, was in den neuen westlich preußischen Staaten für Wissenschaft und Kunst geschieht. Es soll mir angenehm seyn wenn daraus ein erfreulicher Anblick entspringt. In Berlin rührt man sich auch. Man will die Alterthümer zusammen in ein Museum sammlen, da denn freylich schöne Sachen zusammen kommen.

Nochmals mein herzliches Lebewohl!

Weimar d. 13. October 1816.

G. [198]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1816. An Sulpiz Boisserée. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8F14-0