10/2988.

An Christian Gottlob Voigt

Bey Marienborn d. 14. Juni 93.

Wir stehen noch immer wie bißher und es läßt sich nicht auguriren was geschehen wird, wir fassen uns in Geduld wie in solchen Umständen so nöthig als löblich ist.

Selbst einige scheinbare Anstalten zur Belagerung können unsern schwachen Glauben nicht aufrichten.

Ich wollte daß ich dem guten Batsch den Betrag von ein Paar Hundert unnütz verschossnen Canonen Ladungen übermachen könnte, so wäre er vielleicht eine Zeitlang beruhigt. Wahrscheinlich liegt ihm Dietrich an, der gern von Weimar weg möchte. Ehe Wachtel stirbt seh ich aber nicht was zu thun wäre.

Unter uns gesagt verliert der Herzog an Dietrich als Gärtner nichts. Er ist eigentlich Botanischer Nomenklator und wäre Batschen ein trefflicher Amanuensis. Sonst aber möchte von ihm so wie von einem armseligen Treibhäuschen wenig für die Wissenschaft zu hoffen seyn. Ob ich gleich Batschen lange und die Wissenschaft ziemlich kenne, so gestehe ich doch aufrichtig ich habe von seinen Wünschen und Zwecken keinen deutlichen Begriff.

[77] Wegen Titels hat der Herzog Ihnen geschrieben. Unserm guten C. Pr. wird die Nachricht eine böse Stunde machen.

Recht sehr wünsche ich daß uns das Probeschmelzen erfreue und Ihre Bemühungen kröne.

Der Herzog ist wohl und in seinem Elemente glücklich. Es ist wahr der Fisch kann sich im Wasser nicht besser finden noch benehmen als er in diesen Verhältnissen.

Für mich ist es ein Glück daß ich bey mir immer etwas zu dencken und auszusinnen führe, sonst möchte ohngeachtet des Getümmels für mich nur Langeweile hier zu erwarten seyn.

Das Wetter war diese acht Tage sehr schön, warm, ja heiß. Seit einigen Tagen genießen die noch nicht verheerten Felder eines wohltähtigen Regens.

Leben Sie recht wohl, empfehlen mich den Ihrigen und gedencken mein.

G.

Inliegende Anzeige hat man mich zu empfehlen gebeten.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1793. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8F42-8