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An Johann Friedrich Unger
Auf Ihren ersten gefälligen Brief, werthester Herr Unger, habe ich mit einer Antwort gezaudert, weil ich mit mir selbst nicht einig war was ich Ihnen allenfalls zu einem siebenten Bande meiner Schriften, den Sie zu verlegen wünschen, anbieten könnte. Durch Ihren zweyten Brief erleichtern Sie den Entschluß indem Sie mir melden daß Sie eine Sammlung meiner kleinen Gedichte darin aufzunehmen geneigt seyen. Sie liegt schon so ziemlich vollständig vor mir [143] und es kommt nur darauf an daß sie völlig ajustirt und abgeschrieben werde. Ich hoffe sie durch Verbesserung, Zusammenstellung und einiges Neue so viel mir möglich interessant zu machen und ich wünsche daß Sie mit dem kleinen Ganzen zufrieden seyn mögen, das, nach einem ohngefähren Überschlag eben einen Octavband ausmachen wird.
Haben Sie die Güte mir zu melden wann Sie das Manuscript zu erhalten wünschen. Die erste Hälfte könnte ich bald abschicken, auf die andere möchte ich noch einige Sorgfalt wenden.
Ihren Aufsatz über die Holzschneidekunst erwarte ich mit vielem Verlangen und hoffe dadurch einige Puncte aufgeklärt zu sehen, über die ich noch nicht ganz mit mir einig werden konnte.
Mit Herrn Vieweg hatte ich bisher alle Ursache zufrieden zu seyn indem er seine Obliegenheiten gegen mich pünctlich erfüllt hat; aber das kann ich nicht toben, daß er Herrmann und Dorothea als den ersten Band einer neuen Sammlung verkauft, worüber zwischen uns keine Abrede getroffen worden.
Empfehlen Sie mich Gönnern und Freunden, besonders Herrn Zelter aufs beste. Es würde gewiß der kleinen Liedersammlung, die ohnehin diesmal ein wenig mager ausfällt zum großen Vortheil gereichen, wenn dieser fürtreffliche Künstler einige neue Melodien dazu stiften wollte, und es wäre vielleicht räthlich die schon bekannten zugleich mit abdrucken zu lassen, [144] um so mehr da Ihr neuer Notendruck als eine wahre typographische Zierde angesehen werden kann.
Leben Sie recht wohl und erhalten mir ein geneigtes Andenken.
Weimar am 5. August 1799.
Goethe.