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An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck

Von Ew. Hochwohlgeboren erreicht mich eine angenehme Gabe nach der andern, und ich kann gegenwärtig nur ein dankbares Lebenszeichen zurückgeben; doch überzeugt mich Ihre herzliche Theilnahme an meiner Gefahr und Rettung, daß der Beginn einer frischen Mittheilung manches Erfreuliche für die Zukunft verspricht.

Daß Sie mich bey so einer herrlich ausgezeichneten Pflanze zum Gevattersmann berufen und meinem Namen dadurch eine so schöne Stelle unter den wissenschaftlichen Gegenständen anweisen, ist wie Sie selbst fühlen und bemerken, im gegenwärtigen Augenblick doppelt rührend und eingänglich. Wenn man nahe dran war sich selbst aufzugeben und nun wieder mit Wohlwollen und öffentlichem Zeugniß desselben überhäuft wird, so erregt dieß ein Gefühl dem man sich nicht hingeben, gegen daß man sich eher in's Gleichgewicht setzen müßte.

[27] Finden Sie es der Sache gemäß mich, so danken Sie, mich zum besten empfehlend, des Prinzen von Neuwied Durchlaucht, ohne dessen Genehmigung einer seiner vorzüglichsten Reiseschätze wohl nicht zu meinen Gunsten verwendet werden können; danken Sie Herrn v. Martius, welcher sich namentlich zu dieser Begünstigung bekannte; Herrn d'Alton für seine Theilnahme, durch welche das Ganze so außerordentlich schön ausgestattet worden.

Ferner hab ich denn auch der handschriftlichen Mittheilungen zu meinen Heften dankbarlichst zu erwähnen; doch muß ich deren Gebrauch bis auf das Nächste verschieben, da meine thätigen Freunde während meiner Krankheit am Drucke nicht nachgelassen und die vorhandenen Artikel typographisch gefördert, so daß ich Morphologie und Naturwissenschaftliches ihrem Ziele nahe finde. Indessen auch Herrn Nöggerath die verbindlichste Anerkennung seines Andenkens.

Die schöne Auslegung, die Sie in Ihrem letzen Schreiben der zugeeigneten Pflanze geben, erhöht den Werth der Gabe; sollte sich in der Folge ein colorirtes Exemplar möglich machen, so würde ich mich auf jede Weise zum Schuldner bekennen.

Herr Professor v. Münchow hat meine Grüße gewiß freundlich lebhaft ausgerichtet; er versetze mich durch Gegenwart und Erzählung in Ihren schönen Kreis, in dem ich mich wohl auch einmal zu erfreuen wünschte.

[28] Gar manches wäre noch zu erwähnen, doch schließe mein wiederholter Dank und Wunsch zur Fortsetzung alles Freundlichen und Geneigten.

in der Ferne gegenwärtig

Weimar den 24. April 1823.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1823. An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8F51-6