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An Clemens Wenzel Nepomuk Lotharvon Metternich

Durchlauchtigster Fürst
gnädigster Herr!

Als zu Anfang des Jahrs Ew. Hochfürstlichen Durchlaucht ein an die hohe Bundes-Versammlung gerichtetes Schreiben ich einzureichen wagte, fühlte ich wohl die mannichfaltigen Hindernisse die sich der Erfüllung des darin ausgesprochenen Wunsches entgegensetzen möchten; Höchstderoselben gnädigster Einleitung [63] jedoch völlig vertrauend fand ich mich bald darauf vorläufig beruhigt, und da das gedachte Schreiben bey der verehrten deutschen Bundes-Versammlung wirklich übergeben und durch ein von allerhöchster Kaiserlich-Österreichischen Seite entschiedenes Vorwort begleitet erschien, durft ich mir die günstigsten Folgen versprechend, welche sich denn auch bald hierauf glücklich bewährten. Denn nicht allein ward sogleich jener hohe Vortrag mit allgemeinem Wohlwollen aufgenommen, sondern ich habe mich auch bis jetzt theils förmlich ausgefertigter Privilegien theils gleichgeltender Documente und auch schriftlicher Zusagen zu erfreuen.

Da nun Ihro des Kaisers von Osterreich Majestät gegenwärtig ein Privilegium, nicht nur für die zum deutschen Bunde gehörigen Provinzen allergnädigst zu ertheilen, sondern auch dasselbe auf den ganzen Umfang der oesterreichischen Monarchie auszudehnen geruht; so sind meine Wünsche auf das vollkommenste erfüllt, jeder Zweck ohne Weiteres erreicht, und ich darf nun mit der Ausführung meines Vorhabens ungesäumt vorschreiten.

Nun aber würde mir schwer ja unmöglich fallen einen allerunterthänigsten Dank gebührend auszusprechen und ich mir deshalb nicht zu rathen wissen, wenn Ew. Hochfürstlichen Durchlaucht mich nicht auch hier vertreten und nach einsichtigem Ermessen meine allerdevotesten Gesinnungen Allerhöchsten Ortes zu [64] entwickeln und zu deuten mir die Geneigtheit erweisen wollten.

Eine so hohe in Ew. Durchlaucht günstigen Vermittelung mir gewordene Gnade wär einzeln schon als unschätzbar zu betrachten und in tiefer Verehrung mit dem höchsten Danke zu erkennen; da ich sie aber in einer vieljährigen Reihe gnädigen Wohlwollens, unverhoffter Aufmerksamkeit und glänzender Auszeichnung erblicke, so gibt mir dieses den Eindruck von beständiger und unverwüstlicher Dauer desjenigen, was ich als Höchstes in meinem Leben anzuerkennen habe.

Möge nur auch die vorgenommene Sammlung meiner schriftstellerischen Arbeiten fortwährend bethätigten daß ich, wenn ich schon in der verschiedensten, oft leidenschaftlich bewegten Zuständen mein Leben hingebracht, doch jederzeit das bestehende Gute zu schätzen und das Wünschenswerthe zeitgemäß einzuleiten getrachtet, durch welche Gesinnungen ich mehr als durch andere Vorzüge so hoher ja ganz einziger Gnadenerweise nicht unwerth zu bleiben hoffen darf.

Ist denn nun diese von Ew. Durchlaucht mir erwiesene neuste Gunst die höchste worüber hinaus meine Gedanken nicht reichen können, so darf ich doch auf das inständigste geziemend bitten und hoffen daß es nicht die letzte sey, sondern daß Höchstdieselben mir auf meine Lebzeit und fernerhin den Meinigen [65] Huld und Gnade in gleicher und stetiger Folge werden genießen lassen.

Verehrungsvoll

Ew. Hochfürstl. Durchl.

unterthäniger Diener

Johann Wolfgang von Goethe.

Weimar den 17. September 1825.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1825. An Clemens Wenzel Nepomuk Lotharvon Metternich. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8F7A-A