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An Friedrich Schiller

Die Musen und Grazien von Oberroßla hatten Ihre Gegenwart mehr gewünscht als gehofft, das [255] Wetter war gar zu übel und in regenlosen Momenten war doch kein Spaziergang als auf den Gänserasen möglich. Vielleicht finden wir bald wieder Gelegenheit uns dort anzutreffen. Über Wallenstein habe ich indessen vieles gedacht und mir die erstern Acte wieder ins Gedächtniß gerufen. Wenn ich wieder zu Ihnen komme dächt ich fingen wir von vorn an, weil ich nun das Ganze weiß, besonders da es Sie an der Ausführung nicht hindert wenn jemand mitspricht. Ich wünsche je eher je lieber eine klare Übersicht darüber zu haben, noch mehr aber es vollendet zu sehen. Es wird sehr hoch stehen wenn es fertig ist, ich wünsche Ihnen zum Nachsommer noch gute Stimmung.

Wenn Sie recht klopfen, sägen, hämmern, hobeln hören wollen so sollten Sie sich jetzt Tags ein paar Stunden ins Theater setzen. Es geht sehr rasch und wird recht artig werden.

Ich habe wieder neue Grillen über das Tragische und Epische die ich Ihnen bey der nächsten Zusammenkunft mittheilen will. Bis auf den Sonnabend weiß man wohl wann Durchl. der Herzog kommen wird. Verzieht sich seine Ankunft bis in den September, so bin ich bald wieder bey Ihnen.

Der erste Bogen Laokoon ist angekommen, der Druck nimmt sich ganz heiter aus, die Einleitung habe ich nochmals durchgegangen, der Inhalt ist ausgezogen. Auf den nächsten Brief Cottas schicke ich [256] den Überrest fort, und so wäre denn auch dies Schifflein vom Stapel gelaufen.

Meyer grüßt schönstens und hat wieder mancherley gutes in der Arbeit. Ich freue mich über den plastischen Einfluß der zurückgelaßnen Bilder, mir scheint er täglich unentbehrlicher. Leben Sie recht wohl, mich verlangt recht herzlich wieder nach der gewohnten täglichen Unterhaltung. Grüßen Sie Ihre liebe Frau aufs beste. Weimar am 22. Aug. 1798.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1798. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8F7D-4