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An Robert Langer
Ich wünsche daß die vorlängst übersandte Lucretia wieder glücklich bey Ihnen möge angekommen seyn.
Heute ist, mit der fahrenden Post, Coriolan, mit den beygefügten Zeichnungen, abgegangen, für deren Mittheilung ich sehr zu danken Ursache habe, noch mehr aber für den Cato; den Sie mir zum Eigenthum bestimmen.
Sie haben in diese Arbeit so viel hineingelegt, daß man immer gern wieder dazu zurückkehrt, welches denn doch die beste Eigenschaft des Kunstwerks ist, das nun einmal so da steht und da stehen soll.
Lassen Sie das Wenige, was wir auch über Ihre schätzenswerthen Arbeiten, in dem Programm, das der jenaischen allgemeinen Litteraturzeitung beygefügt seyn wird, vortragen werden, zur Anmunterung gedeihen, ferner mit unserer bescheidenen Anstalt in einigem Verhältniß zu bleiben.
Verzeihen Sie wenn ich auf Ihre Rolle zugleich ein Bild von Herrn Peter Cornelius, von der [350] Düsseldorfer Akademie, mit aufgewickelt habe, um nicht zwey Kasten dorthin abzuschicken. Wobey ich nicht leugnen will, daß ich noch einen höhern Zweck im Auge hatte. Würde Ihr Herr Vater, würden Sie sich selbst dieses jungen Mannes dergestalt annehmen, daß er über manches was ihm noch im Wege steht, leichter hinüberschritte und in die ächten Regionen der Kunst eindränge; so würden Sie sich ein großes Verdienst erwerben. Vielleicht sehe ich schon übers Jahr die Früchte Ihrer Einwirkung.
Die dießjährige Ausstellung hatte sich gar mancher Cyklopen, nicht weniger auch einer Restauration nach Polygnot zu erfreuen, welche die Herren Riepenhausen, von Göttingen, nach Anleitung einer Beschreibung des Pausanias gearbeitet hatten.
Unter vielen Empfehlungen an Ihren würdigen Herrn Vater, wünsche ich Muth und Kräfte zu allem künstlerischen und menschlichen Guten.
Weimar d. 21. Nov. 1803.
Goethe. [351]