6/1766.

An Adam Friedrich Oeser

Ihre heimliche Entweichung ist, wie Sie Sich leicht denken können, nicht zum besten aufgenommen worden, und ich fürchte würklich, Sie haben zu sehr geeilt und darüber vielleicht manches gute das Sie angelegt in Stocken gerathen.

Ich habe sogleich das Monument durch Schumann auf zusammen geleimtem Papier aufreißen lassen. Es nimmt sich recht schön aus, nur ist die Platte zu schmal. Sie ist eine Elle breit angegeben, hier schicke ich eine Zeile, daraus sich die Ohnmöglichkeit offenbaren wird die Schrift darauf zu bringen. Denn kleiner dürfen wir die Buchstaben nicht machen, es wäre eher zu wünschen, daß sie wegen der Höhe und Ferne größer werden könnten. Geben Sie mir balde [181] einen guten Rath, denn eher kann ich die Steine nicht bestellen. Die Zeile die ich hier überschicke hält 2 Fus 4 Zoll, rechne ich auch nur auf ieder Seite 2 Zoll von dem Rande der Tafel bis an die Schrift, so müßte die Tafel immer 2 Fus 8 Zoll Breite haben. Wollten Sie nun diese Zeile in der Höhe von etwa 7 Fus 8 Zoll an die Wand stecken, so werden Sie sehen, daß die Schrift kaum gelesen werden kann, nicht gerechnet, daß die Buchstaben nicht alle ihre rechte Breite haben, daß die Zwischenräume der Worte zu klein sind und daß das letzte Wort zusammen geschoben ist.

Verzeihen Sie daß ich Sie mit diesen Dingen verfolge, würden sie aber nicht berichtigt, so bliebe leider das schöne wider meinen Willen liegen.

Hier schicke ich Ziehens Weissagung und bitte:

Um Marmorpapier
Einige Grabstichels
und ein Stück Marmor zur Büste.

Leben Sie recht wohl und haben Tausend Dank für Ihre Gegenwart. Empfehlen Sie mich den werthen Ihrigen und Herrn Geh. K. R. Müller.

Weimar d. 24. Juli 83.

Goethe.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1783. An Adam Friedrich Oeser. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8FB0-E