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An Severin Graf Potocki

[Concept.]

Gehorsamstes Promemoria.

Gegen die hälfte des May sind die beyden, für die Academie Charkof bestimmten Personen von Jena abgereist und werden schon längst, nach den Briefen, die wir von Lemberg erhalten, an dem Ort Ihrer Bestimmung angelangt seyn.

Vor der Abreise traf es sich durch einen besondern Zufall, daß ein junger Mann, Nahmens Antonius Reinisch, ein Geistlicher aus der aufgehobenen Abtey Weingarten, dessen Lebenslauf hier beyliegt, den Professor Schad besuchte und den Entschluß faßte, ihn auf seiner Reise zu begleiten. Es konnte dieses um so zulässiger seyn, als er im pädagogischen Geschäfte nicht unerfahren schien und ein von des Herrn Curatoris Exzell. eingegangenes Schreiben nach dergl. Subjecten sich erkundigte; auch Herr Reinisch weder Reisegeld, noch auch das bestimmte Versprechen einer[159] Anstellung verlangte, sondern diese große Tour auf seine Kosten und Gefahr zu übernehmen sich bereit zeigte, so daß alles höherer Beurtheilung anheim gestellt ist.

Es wird also nunmehr darauf ankommen, daß ich Nachricht erhalte, ob das Pädagogische Bedürfniß zu Charkof befriedigt ist, oder ob man noch andereSubjecte dorthin wünschen möchte.

Wegen eines Lehrers der Staatswirtschaft bin ich nicht glücklich gewesen. Herr Prof. Sartorius in Göttingen, der dieses Feld am besten übersieht und diejenigen, die darin arbeiten, vollkommen zu beurtheilen vermag, schreibt mir in diesen Tagen:

»Wegen eines Professors der Staatswirthschaft, Statistik pp kann ich gar keinen Vorschlag thun. Die einigermaßen bekannten Herren in diesen Fächern haben, wie ich höre, die Russischen Anträge bereits abgelehnt; unter meinen Zuhörern findet sich aber gegenwärtig niemand, der dazu geignet wäre; frühere sind bereits angestellt und wollen nicht weichen.«

Zu Besetzung der Professur der Thierarzneykunst ist eher Hoffnung. Im Darmstädtischen soll sich ein hiezu tauglicher Mann befinden, dessen Nahmen man mir aber noch nicht genannt hat; sobald ich etwas näheres erfahre, gebe ich auch hiervon Nachricht.

Mich mit Verehrung unterzeichnend.

Weimar am 14. Juli 1804.

[160] Aus beyliegendem gehorsamsten Promemoria werden Ew. Exzellenz zu ersehen geruhen, was bisher in Absicht auf die Professuren zu Charkof geschehen, wobey ich Ew. Exzellenz Zufreidenheit nur einiger maßen erreichen zu haben wünsche. Von dem weiteren Erfolge soll seiner Zeit gleichfalls der schuldige Bericht erstattet werden, bis dahin ich mich Ew. Exzellenz günstigen Gesinnungen angelegentlich empfehle. Da mir Dero Aufenthalt nicht bekannt, so habe ich ein Duplicat des Gegenwärtigen nach Lemberg gesendet.

Der ich mich verehrend unterzeichne.

W. d. 19. Jul. 1804.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1804. An Severin Graf Potocki. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8FE6-5