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An Carl Friedrich Anton von Conta

Ew. Wohlgeboren

erhalten einen verspäteten Dank für Ihre freundlichen Zuschriften; Ihre lebhafte Theilnahme an dem Museumsbericht war mir sehr viel werth, denn was[311] sollte man mehr wünschen, als ein Geschäft, das man in Liebe und Leidenschaft so viele Jahre betrieben, mit jugendlicher Kraft neu aufgenommen zu sehen und eine fortschreitende Dauer für die Zukunft hoffen zu können. Lassen Sie sich diese Geschäfts- und Wissenschaftzweige jetzt und immer treulich empfohlen seyn.

Nun einige Anfragen! In dem neuen akademischen Etat finde ich 300 Thaler für die Bibliothek ausgesetzt; von welchem Termin an sind sie zu erheben? ist Befehl ertheilt sie auszuzahlen? wohin ist schon etwas ausgezahlt? Rentamtmann Lange kann mich nicht in's Klare setzen.

Ferner sind 50 Thaler für den Bibliotheksschreiber und 50 Thaler für anzustellende Studenten ausgesetzt. Ich muß wünschen, daß diese Posten in suspenso bleiben, denn die Leute nehmen dergleichen Gelder sehr gern als Pfründe und wollen nachher für jede Arbeit bezahlt seyn. Diese 100 Thaler können im einzelnen abverdient werden zum wahre Vortheil des Geschäfts.

Ew. Wohlgeboren äußerten einmal: es sey von verschiedenen Posten des Etats vielleicht etwas abzudingen und zu anderweitigem Gebrauch zu verwenden. Könnte es geschehen, so würde es wohlgethan seyn, um neue Verwilligung nicht nöthig zu machen. Dabey erlaube ich mir eine Bemerkung.

Der Etat war bestimmt und ausgesprochen, als mir am 7. November ein Geschäft aufgetragen wird, [312] so weit aussehend, Zeit, Kraft und Geld verlangend wie wenige, ich soll es ausführen mit Güldenapfel und Baum, die (ihre moralischen Kräfte nicht herabzuwürdigen) ohngeachtet der ihnen gegönnten und zugedachten Zulage immerfort in Dürftigkeit und Zeitkargheit leben.

Indem ich nun ohngeachtet der unzulänglichen Mittel doch ungesäumt vorwärts schreite, ersuche Ew. Wohlgeboren um vorläufige Notiz über jene erste Fragen und um vorgesetzte Theilnahme, wie ich denn Vorstehendes und vertraulich zur Notiz bringe, mir in einer nächsten Unterredung das Weitere vorbehaltend.

Wollten Sie die Gefälligkeit haben, mir die ältern Geh. Canzley Acten zu übersenden, worinnen die Anstellung des Geh. Hofraths Eichstädts nach Müllers Tode beliebt wurde.

Mich zu geneigtem empfehlend.

Des Herzogs von Gotha Durchlaucht haben mir einen sehr gnädigen Brief in Betreff der jenaischen Bibliotheksangelegenheit zugesendet. Darf ich bitten beykommendes Antwortschreiben gefällig bestellen zu lassen.

ergebenst

Jena den 27. November 1817.

J. W. v. Goethe. [313]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1817. An Carl Friedrich Anton von Conta. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8FF8-0