10/3040.

An den Herzog Carl August

[Concept.]

Unterthänigstes Promemoria.


Ew. Durchl. haben durch einen Extractus Protocolli vom 24. Jenner mir gnädigst bekannt zu machen geruht, daß Höchstdieselben 200 Rthlr. jährlich der neuen Jenaischen Botanischen Anstalt gewidmet. Zugleich aber die zweckmäßige Anwendung solcher Gelder und die Berechnung meiner Aufsicht und Sorge anbefohlen.

Ich habe nicht unterlassen dasjenige mir in's Gedächtniß zurück zu rufen, was schon in vorigen Jahren dieser Angelegenheit wegen ergangen, und in Überlegung zu ziehen, wie gegenwärtig Ew. Durchl. höchste Absicht so bald und so vollständig als möglich erreicht werden könnte.

Hierbey schienen mir folgende Punkte wichtig.

1) Den Fürstengarten zu Jena nebst den darin befindlichen Gebäuden zu einem Botanischen Institut zu widmen, welchem der Ertrag dieses Grundstückes zu gute kommen sollte, war schon längst Ew. Durchl. Absicht und würde dieselbe wohl nunmehr, da Ew. Durchl. 200 rh. für solches Institut ausgesetzt, Fürstl. Cammer sowohl als der Jenaischen Akademie durch ein gnädigstes Rescript bekannt zu machen seyn. Ersterer damit sie von den künftigen Verhältnissen [137] eines bisher unter ihrer Aufsicht gestandenen Grundstückes benachrichtiget werde. Letzterer, daß sie erfahre was Ew. Durchl. abermals für eine Aufopferung zum Besten derselben beschlossen haben, und so würde diese Stiftung gegründet und auf die Zukunft gesichert.

2) Da nun aber Ew. Durchl. diese Anstalt der allgemeinen akademischen Direction zu untergeben billig Anstand tragen, und es der Sache gemäß ist, daß sie, wie andere ähnliche Institute, welche aus Ew. Durchl. besonderer Wohlthätigkeit gegen die Akademie entspringen, auch Dero besondern Disposition überlassen bleibe; so werden Höchstdieselben auch eine besondere und beständige Commission zur ersten Einrichtung und Aufsicht nieder zu setzten geruhen. Ich verehre das mir durch den geschehenen Austrag geschenkte Vertrauen, wollte aber um des mehreren Nachdrucks, der mindern Verantwortlichkeit und anderer nicht weitläufig auszuführenden Ursache halber, um ein förmliches Commissorium und einen Commissarium in der Person des Geheimeraths Voigt unvorschreiblich gebeten haben.

3) Nun aber steht Ew. Durchl. Intention, dieser Anstalt sogleich mit dem Frühjahr einen Anfang und so liden Grund zu geben, hauptsächlich der Umstand entgegen: daß dem Hofgärtner Wachtel bey seinem Abzuge von Oßmanstedt der Genuß des Gartens und Hauses auf seine Lebzeit zugesichert worden. Da es nun unbillig seyn würde, diesen alten Mann in [138] seinen letzten Tagen geringer zu setzen, oder ihn mit Mißvergnügen aus seiner Situation heraus zu reißen; so habe ich mit ihm über die Sache sprechen und unterhandlen lassen, und es wird Ew. Durchl. aus beyliegender, von ihm selbst mit unterzeichneter Registratur, unterthänig vorgetragen werden können, wozu sich derselbe erklärt hat. Wollen Ew. Durchl. also die Gnade haben, dem Hofgärtner Wachtel die erbetenen 100 Rthlr. lebenslänglich zu versichern, und ihm den Betrag des ersten Jahrs auf Ostern auszahlen zu lassen; so würde derselbe mit diesem Termin sogleich ausziehen und sowohl das Haus als den Garten zum Behuf des Institutsräumen. Man würde alsdann zu der Anlage selbst schreiten können.

4) Dieselbe würde darin bestehen: daß man die für die botanischen Pflanzen bestimmten Plätze reolte, ein Gewächshaus erbaute, das Wohnhaus aufbesserte, die Gartenbefriedigung herstellte, eine Anzahl Pflanzen und die nöthigen Gefäße und Geschirre anschaffte. Dieses zu bestreiten würde eine Summe von 800 bis 1000 rh. nöthig seyn. Erlaubten Ew. Durchl. ein solches Capital aufzunehmen; so würde das Institut, dem nunmehr die Nutzung des Gartens zu gute kommt, die Interessen einstweilen abtragen können. Wollten ferner Ew. Durchl. nach dem dereinstigen Abgange des Hofgärtner Wachtels dasjenige was er bis an sein Ende genießt zum Amortisations-Fond erstgedachten Capitals gnädigst bestimmen, so würde eine [139] so wichtige Anstalt ohne merklichen Aufwand zu Ew. Durchl. höchster Zufriedenheit und zum Nutzen der Akademie in wenigen Jahren völlig zu Stande seyn.

5) Die erste Anlage würde nach einem schon vormals durchdachten und nochmals durchzugehenden Plan geschehen. Man würde sich dabey des Rathes des Garteninspector Reicherts bedienen, und der Professor Batsch würde die Aufsicht über die Arbeit führen. Hierbey wäre zu wünschen daß Ew. Durchl. die Gnade hätten diesem geschickten und thätigen Mann die Aufsicht und wissenschaftliche Benutzung gedachten Institutes auf seine Lebzeit, in so fern er sich in Jena aufhalten wird, gnädigst zu versichern. Es würde solcher, wie gegenwärtig bey der Anlage, also auch künftig bey der Unterhaltung die Rechnung führen.

6) Zur Annahme des Gärtners würde der Prof. Batsch den Vorschlag thun, die Commission wird ihn genehmigen. Doch würde diese Stelle nicht auf Lebzeit zu vergeben seyn, sondern ein Mann nur so lange zu behalten, als er seine Pflicht vollkommen erfüllt; kommen gegründete Klagen gegen ihn vor, so wird er abgelegt.

7) Commission wird sich zur Pflicht rechnen jährich Bericht zu erstatten und die Rechnungen einzusenden, und indessen mehrere kleinere Hindernisse, welche sich bey der Anlage finden könnten und Ew. Durchl. Aufmerksamkeit nicht werth sind, nach ihrer besten Einsicht zu beseitigen.

[140] Der ich mich in Erwartung Ew. Durchl. höchster Entschließung unterzeichne

W. d. 11. Febr. 94.

[141]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1794. An den Herzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9007-5