43/106.

An Alfred Nicolovius

[Concept.]

Kaum bist du, mein lieber Neffe, einige Stunden fort, so fällt mir ein, daß ich versäumte, dich um einiges zu ersuchen, das den Abgang des Schwänchens,[153] das ich dir bereite, eigentlich nicht erwarten sollte. Also bitte Folgendes geneigt zu beachten:

1) Als bey Reimer herausgekommen ist angekündigt: Neues Ophthalmophantom. Erfunden und beschrieben von Dr. Albert Sachs. Mit einer Kupfertafel. 5 Sgr. Sende mir dieses, da es kein sonderlich Volumen haben kann, durch die reitende Post.

2) Hab ich versäumt, dir einen jungen Meyer aus Bremen zu empfehlen, der wenige Tage vor dir bey uns war. Er hat Anlage zum Künstler, und in Berlin wird sich's bald ausweisen, inwiefern er sich durchzubilden fähig ist. Bey Rauch und Zelter bist du ihm vielleicht schon begegnet.

3) Biete die Zahlung beykommender Rechnung Herrn Oberbergrath Krigar mit meinem schönsten Dank für das besorgte kleine Geschäft an, da er sie in der Eisengießerey bezahlt zu haben scheint.

4) Empfiehl mich deinem Herrn Vater schönstens und entschuldige beyliegenden bescheidenen Vortrag.

[Beilage.]

Der Regierungs- [und] Medicinalrath in Minden Dr. Nicolaus Meyer meldet mir, daß er bey dem hohen Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten um die Conferirung der in Aachen erledigten gleichen Stelle geziemend nachgesucht, und bittet mich hiernächst geeigneten Ortes seiner zu gedenken. Da nun hier von eigentlicher Empfehlung nicht die Rede [154] seyn kann, indem die Beförderung in dem hohen Preußischen Staatsdienste aus Prüfung und Anerkennung beruht, so will ich doch einem alten Freunde hierin nicht absagen, damit bey glücklichem Gelingen ich auch mich der Erfüllung eines geäußerten Wunsches erfreuen könne.

Seit vielen Jahren ist er mir als ein strebsamer und thätiger Mann bekannt geworden und wenn ich seine ärztliche Wirksamkeit nicht beurtheilen kann, so gab mir doch eine fortgesetzte Correspondenz mit ihm, besonders auch die Redaction des Sonntagsblattes die Überzeugung, daß er den Welt- und Staatspunct, wo er hingesetzt war, und das, was darin allernächst zu thun sey, einsichtig kannte und mit großer Mäßigkeit, jedoch unermüdet zu bewirken suchte. Von einer entschiedenen menschlichen und bürgerlichen Rechtlichkeit in allen Fällen haben mir vielfache Erfahrungen seit mehr als dreyßig Jahren das treuste Zeugniß gegeben.

Soviel, um Verzeihung dieses bescheidenen Vertrags geziemend bittend.

7. Nov. 1827.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1827. An Alfred Nicolovius [Beilage.]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-902B-4