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An Johann Friedrich Krafft
Ihre Briefe vom 17. und 18. November habe ich heute den 23sten zusammen erhalten, und bin ihrem Inhalt insoweit zuvorkommen, daß ich mich für Jemanden, der mir empfohlen sei, der in Jena eng und still unter dem Schutz der Akademie leben wolle, um das Genauste erkundigt habe.
Bis die Antwort kommt, bleiben Sie ja in Gera ruhig, übermorgen will ich ein Päckchen an Sie abschicken und Ihnen mehr sagen.
Sie sind mir nicht zur Last, vielmehr lehrt mich's wirthschaften, ich verständle viel von meinem Einkommen, das ich für den Nothleidenden sparen könnte. Und glauben Sie denn, daß Ihre Thränen und Ihr Segen nichts sind? Der der hat, darf nicht segnen, er muß geben, aber wenn die Grosen und Reichen dieser Welt Güter und Rangzeichen austheilen, so hat das Schicksal dem Elenden zum Gleichgewichte den Segen gegeben, nach dem der Glückliche zu geizen nicht versteht.
Vielleicht findet sich bald, wo Sie mir nützlich [258] sein können, denn nicht der Projektmacher und Versprecher, sondern der im Geringen treue Dienste anbietet, ist dem willkommen, der so gern was Gut's und Dauerhaftes thun möchte.
Hassen Sie die armen Menschenfreunde mit Clauseln und Cautelen nicht, man muß recht fleisig beten, um bei so viel widrigen Erfahrungen den jugendlichen guten Willen, Muth und Leichtsinn (die Ingredienzien des Wohlthuns) zu erhalten. Und es ist mehr eine Wohlthat von Gott, wenn er uns, da man so selten was thun kann, einmal einen würcklich Elenden erleichtern heißt.
Bleiben Sie ruhig, bis Sie mehr von mir hören, lassen Sie sich mit Altenburg nicht ein; sollte sonst was vorkommen, so schreiben Sie mir. Ihre Briefe sind sehr lang gelaufen. Schreiben Sie mir, wann dieser ankommt, ich schicke ihn ab den 23. November 78.
d. 23. Nov. 78
G.