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An Christiane von Goethe

Montag früh um vier Uhr, also früher als du diesen Brief erhältst, fahren wir nach Carlsbad ab, und es ist mir denn doch lieb, daß wir von Jena wegkommen. Ich wußte wohl, daß ich nach allem Vergangenen einen Einstand geben mußte, und damit mag es denn auch gut seyn. Wenn ich wieder komme, werde ich mich schon besser in den gegenwärtigen Zustand finden.

Bleibe ja recht ruhig und vergnügt in deinem friedlichen Thal mit allen denen, die dich besuchen mögen und können. Es sieht in der Welt sehr toll aus, daß man Gott zu danken hat, wenn man auf einem stillen Fleckchen lebt. Was das Haus und Hauswesen betrifft, verlasse ich mich auf Dich in jedem Falle und gehe ruhig weiter.

Mit dem Zelte hat es sich gar wunderlich gefunden: denn es war eben nicht da, als wir nachsahen. Die Zelter von den Gemeinen lagen in der Cammer, aber das Hauptmannszelt nicht. Du wirst dich über diesen Verlust in deiner Laube trösten.

Der Mutter Brief hat mich weit mehr erbaut als der Brief von Bettinen. Diese wenigen Zeilen haben ihr mehr bey mir geschadet, als deine und Wielands Afterreden. Wie das zusammenhängt, auszulegen, dazu würde ich viele Worte brauchen.

[335] Ich lege ein Blättchen bey, wegen einer Bestellung. Sey so gut und mache sie selbst, denn auf August, den ich demungeachtet herzlich grüße, kann man sich nicht verlassen.

Ingleichen findest du die Quittung für das Johannisquartal.

Wenn du Herrn Hofrath Meyer siehst, so grüße ihn vielmals.

Wenn du einmal herüberkommen willst, wirst du dem Herrn Major und Demoiselle Huber willkommen seyn.

Das schöne Wetter wird wohl noch einige Zeit dauern; wenn wir es vorerst nur auf drey Tage haben, so bin ich schon zufrieden.

Lebe recht wohl und gedenke mein. Wenn alles geht, wie es soll, so sind wir Montags Nacht in Schleiz, Dienstag in Hof, wohin du uns mit deinen Gedanken folgen kannst. Lebe recht wohl, besorge die paar beyliegenden Sachen. Wie ich in Carlsbad ankommen bin, so wird gleich geschrieben.

Jena den 24. May 1807.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1807. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-905F-0