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An Christian Gottlob Voigt

Jena den 23. Aug. 1806.

Ew. Excellenz gefälliges Schreiben erhalte ich im Augenblicke, als beygehendes Paket schon gepackt ist, um es Dr. Seebeck mitzugeben, der nach Weimar fährt. Sie werden daraus ersehen, daß endlich unser alter Wunsch erfüllt wird, über die Museen vollständige Catalogen zu besitzen. Glücklicherweise ist Lenz eine Natur, die bey allen ihren Wunderlichkeiten durch Vernunft und Standhaftigkeit auf den rechten Weg einzulenken ist. An seiner Thätigkeit läßt sich nichts aussetzen; nur ist er freylich zu beweglich, da er von dem Freyberger Orakel abhängt, das von einer andern [179] Seite auch wieder gut seyn mag, wenigstens läßt er's nicht am Neuen und Neuesten ermangeln. Auch muß man mit zur Entschuldigung seines Zauderns anführen, daß seit vier Jahren kein ruhiger Augenblick auf dem Museum gewesen ist und daß uns die zuströmenden Steine gewissermaßen wie ein Hagelwetter zudecken. Ich habe, um für das nächste halbe Jahr eine schickliche Ordnung der auch schon wieder zudringenden Suiten möglich zu machen, die Ihren Beyfall haben wird; und so wäre denn seit langer Zeit zum ersten Mal in unsrer todten Natur Ordnung und Ruhe. Wir legen zurecht und schachteln ein, wie für die Ewigkeit, indeß die lebendige Natur in der Zeit sich sehr wild und ungestüm anläßt. Ew. Excellenz danke aufs verbindlichste, daß Sie mir einen Wink über die äußern Zustände geben wollen, da man bey der großen Schwankung der Gemüther sich selbst im Gleichgewicht zu halten Mühe hat. Serenissimo bitte mich bey seiner Ankunft zu empfehlen.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1806. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9060-A