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An Carl Friedrich Zelter
Da unter uns die Passage doch einigermaßen wieder geöffnet ist, so sende alsgleich die versprochenen und erinnerten Bände. Mir kommen sie selbst, wenn ich sie aufschlage, wie ein Mährchen vor und so hab ich ein frisches Heft gleich wieder angefangen; das neuste von Kunst und Alterthum erhältst du nächstens.
Sonst hämmere ich gar manches durch in meiner einsamsten Schmiede; aus dem Hause komm ich nicht, kaum aus der Stube, und da kann ich denn doch hoffen den Freunden noch etwas zu werden.
Wenn der Wunderlichste, von dem du mir ein so sonderbares Document sendest, an mich schreibt, werd ich ihm freundlichst antworten. Nimm folgende Betrachtung nachdenklich auf.
Mit Philologen und Mathematikern ist kein heiteres Verhältniß zu gewinnen; das Handwerk der ersten ist zu emendiren, der andern zu bestimmen; da [279] nun am Leben so viele Mängel (mendae) sich finden und ein jeder Einzelne Tag nach Tag genug an sich selbst zu bestimmen [hat], so kommt in den Umgang mit ihnen ein gewisses Unleben, welches aller Mittheilung den Tod bringt. Wenn ich denken müßte, daß ein Freund, an den ich einen Brief dictirte, über Wortgebrauch und Stellung, ja wohl gar über Interpunction, die ich dem Schreibenden überlasse, sich formalisire, so bin ich augenblicklich paralysirt und keine Freyheit kann statt finden.
Für das Liedchen dank ich zum allerschönsten; ich hab es erst mit den Augen gehört und mich abermals deiner liebenswürdigen charakteristischen Consequenz gefreut.
Die andern Gedichte hast du ihrem übereinstimmenden Sinne nach ganz richtig gefaßt; man möchte es eine Duettcantate, vom unmittelbaren Scheiden bis in immer weiter. und weitere Entfernung nennen, da denn der Regenbogen abschließt, der Nahes und Fernes verbindet.
Ob nun die Musik, die freylich dem Gefühle alles anzunähern vermag, was dem Begriff und selbst der Einbildungskraft fremd bleibt, auch hier eingreifen könne, wolle? sey dem Meister anheim gegeben.
Allen guten Geistern empfohlen.
für ewig
G. [280]