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An Carl Ludwig von Knebel

Wieder einmal ein Wort aus dem Lärm in deine Einsamkeit.

Der Herzog von Gotha und Prinz August sind seit gestern hier, und seit Anfang des Jahres hat es viel Treibens zur Comödie und Redouten gegeben, da ich denn freylich meine Hand den Kräusel zu treiben habe hergeben müssen, die von andern Expeditionen offt schon herzlich müde ist.

Hierbey liegt die Scizze eines Redouten Aufzugs der sich gut ausgenommen hat.

Am 30. haben wir ein Ballet meist von Kindern gegeben, das ich dir auch abschreiben lasse. Ein Amor brachte, am Schluß, der Herzoginn beyliegendes Band.

Auf der letzten Redoute erschien ein Aufzug der weiblichen Tugenden, die in einem Reihen, nachdem iede es zu thun abgelehnt hatte, durch die Bescheidenheit der Herzoginn Kränze überreichen liesen, die mit dem auch beyliegenden Band geflochten waren.

[256] Graf Werther führte einen Aufzug der vier Jahrszeiten auf, die französche Verse sind von ihm.

Ich unterhalte dich von nichts als Lust. Innwendig siehts viel anders aus, welches niemand besser als wir andern Leib und Hofmedizi wissen können.

Doch ist meine Tenazität unüberwindlich, und da es mir gelingt mich täglich mehr einzurichten und zu schicken; so werd ich auch täglich zufriedener in mir selbst. Ich dancke Gott daß er mich bey meiner Natur in eine so eng-weite Situation gesezt hat, wo die manigfaltigen Fasern meiner Existenz alle durchgebeizt werden können und müssen. Die Stein hält mich wie ein Korckwamms über dem Wasser, dass ich mich auch mit Willen nicht ersäufen könnte. Die Schardt ist ein gutes treffliches Wesen. Sie hat neulich in meinem Stück das beste Wort das drinne war, aus dem Munde eines schlechten Ackteurs gleichwie aus der Luft geschossen, das den andern allen entgangen war. Die Werthern gewinnt nichts durch deine Abwesenheit. Ihre Natur die du ausgetrieben oder in die Enge getrieben hattest, kehrt in ihre alten Rechte zurück. Ich seh ihr so im Stillen zu, sie will mir gar nicht gefallen. Vielleicht sollt ich dir so was nicht sagen, aber warum auch immer schweigen.

Händel hats in Curia auch wieder gegeben. Stein, Werther und Seckendorf, haben sich gezanckt ohne sich die Hälse zu brechen. Wir haben an Schardt und Staff zwey Cammer-, an Luck einen Hofjuncker. Die[257] Herzoginnen sind wie es scheint zufrieden und leidlich mit sich und andern, das Prinzessgen wächst in seiner Prinzessheit. Mit dem Herzog hab ich gute Stunden gehabt. Leb wohl und schreibe mir bald.

d. 3. Febr. 82.

G.


Arlekin Burgemeister hat von seinem Bruder dem Milchtopf nichts. Es ist ein elend Pasquill.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1782. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9070-6