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An Christiane von Goethe

Heute weiß ich, mein liebes Kind, nicht viel zu schreiben: denn in dem gestrigen, durch Herrn von Egloffstein abgesendeten Brief habe ich alles möglichst bedacht. Ist etwas vergessen, so erinnere mich.

Meine Arbeiten gehen insofern gut, daß wir hoffen können bald fertig zu werden. Freylich keine Störungen dürfen eintreten und wir werden euch nicht eher einladen, als bis wir recht auf dem grünen Zweige sitzen.

August kommt wieder zu euch hinüber und ich freue mich seiner, auf mehr als eine Weise; aber es ist doch etwas Wunderbares in der Sache. Wenn ich es recht übersehe und bedenke, so ist mir sein Heidelbergischer Aufenthalt lieber als sein Jenaischer: es kommt schon etwas Kümmeltürkisches in ihn. Ich[222] habe niemals einen so deutlichen Begriff von diesem Worte gehabt als jetzt. Ich will ihm seinen Sommer nicht verderben, und du brauchst ihm hiervon nichts merken zu lassen; aber wenn es so fortgeht, so muß er auf Michael wieder in eine andere Welt, nach Göttingen oder wohin es auch seyn mag. Da viel Zeit bis dahin ist, so wollen wir's besprechen; aber ich sage es voraus, weil ich nicht viel mehr Zeit habe, etwas lange auf dem Herzen zu behalten.

Du erhältst einen ganzen Kasten voll köstliche gefüllte Federnelken. Lasse sie nicht zu nahe an einander pflanzen: denn sie bestocken sich sehr. Den Kasten schicke zurück.

Auch lege ich Rapontika-Samen bey, davon du die Hälfte jetzt auf ein wohlbestelltes Ländchen säen kannst, die andre Hälfte erst im May auf ein anderes. Wie diese Pflanzen übrigens zu behandeln sind, besprechen wir noch weiter mündlich.

Das Hütchen, hoffe ich, ist auch glücklich angekommen. Es ist wirklich sehr artig und ich glaube, daß es dir gut steht.

Frau von Knebel kommt auch schon wieder hinüber, und August ist vielleicht früher bey dir als gegenwärtiges.

Die Mitglieder der Singestunde grüße zum schönsten. Wenn ich wieder hinüber komme, so müssen wir einen recht vergnügten Donnerstag haben. Erkundige dich im Stillen, ob in der Charwoche ein [223] Oratorium oder etwas dergleichen stattfinden soll. Ich werde mich darnach richten.

Lebe wohl und versäume nicht, zu dictiren was vorgeht, und grüße deinen hübschen Secretär.

Jena den 30. März 1810.

G. [224]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1810. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9090-F