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An Johann Friedrich Heinrich Schlosser

Wohlgeborner,
Insonders Hochgeehrtester Herr,

Aus Ew. Wohlgeboren freundlichen Schreiben habe ich mit Vergnügen ersehen, daß das Gemälde glücklich und wohlbehalten in Frankfurt angelangt ist und daß ich meine Wunsch einigermaßen erreicht habe, Ihnen für so viel Liebe Güte und Treue auch endlich einmal etwas Erfreuliches zu erzeigen. Möge mein Andenken immer unter Ihnen und den Ihrigen wohnen, wie wir das Ihrige unter uns lieb und werth haben.

Die mir anvertrauten Bücher sende mit Dank zurück. Besonders enthielt die Ausgabe in Quart zu meiner Freude auch die kleineren Schriften des Telesius und das Büchelchen de colorum generatione, worauf es mir hauptsächlich ankam. Nicht weniger war mir die Dissertation erwünscht, welche sehr gründlich und gut geschrieben mich mit den Schicksalen dieses Mannes und seine Werken näher bekannt machte. Ich lege einen Brief an Herrn Vogt bey, um für seine bey dieser Gelegenheit gehabte Bemühung mich dankbar zu erzeigen.

Der Kasten mit Scripturen ist auch schon längst glücklich angekommen und das dabey befindliche Manuscript [33] erinnerte mich an vergangene heitre Tage. Es ist von der Hand der Fräulein Göchhausen, welche Hofdame bey der Herzogin Mutter Durchlaucht war, und mit meiner Mutter mehrere Jahre im Briefwechsel stand.

Wahrscheinlich komme ich bald in den Fall, Ew. Wohlgeboren Gefälligkeit abermals anzurufen, indem ich mir theils Nachrichten, welche das Leben von abgeschiedenen Frankfurtern betreffen, theils die Mittheilung von gewissen sogenannten Francofurtensien erbitten wollte, da ich mir verschiedenes aus frühere Zeit ins Gedächtnis zurückrufe und theils das Andenken mancher bedeutenden Individualitäten, theils kleinere Begebenheiten, die nicht ohne Folge geblieben sind, wo nicht der Welt, doch wenigstens den Meinigen erhalten wünschte. Nächstens nehme ich mir die Freyheit, hierüber etwas bestimmtes zu äußern.

Anstatt jenes, oben erwähnten Briefes an Herrn Vogt lege ich ein Packet an denselben bey, und bitte da ich wegen seines Titels ungewiß bin, die Adresse gefällig darauf zu setzen, und es ihm sodann zu übersenden.

Mit vielen herzlichen Empfehlungen von den Meinigen unterzeichne ich mich wie immer

Ew. Wohlgeb.

Weimar

verbundenster

den 15. Februar 1811.

J. W. v. Goethe. [34]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1811. An Johann Friedrich Heinrich Schlosser. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-90A2-7