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An Johann Gottfried Eichhorn

[Concept.]
Wohlgeborner,
insonders hochgeehrtester Herr.

Ew. Wohlgeboren geneigtes Schreiben hatte mich und alle diejenigen welchen das Heil unserer fürstlichen Familien am Herz liegt, durch die schöne Hoffnung erfreut, daß wir Herr Dr. Noehden in unserem Kreise an seinem wichtigsten Posten wahrscheinlich besitzen würden. Es hat sich jedoch leider das Gegentheil erwiesen, indem dieser wünschenswerthe Mann, von Rom aus, die Nachricht gegeben: daß er eine vortheilhafte Anstellung derjenigen die ihm von hieraus geboten worden, durch entscheidende Gründe bestimmt, endlich vorgezogen habe. Ew. Wohlgeboren ermessen selbst daß es schmerzlich fällt, die Plane, welche von unseren gnädigsten Herrschaften solchen Hoffnungen gemäß eingeleitet, nunmehr gänzlich aufzugeben.

Weil aber ein Verhältniß wie des bisherige, selbst bey seiner Auflösung, beiden Theilen noch immer ehrwürdig [274] und vortheilhaft bleiben sollte; so hat man diesseits den Herrn Dr. Noehden ersucht, wenn er in seinem neuen Wirkungsstreife, wo ihm so viele merkwürdige Personen vor Augen kommen, irgend jemand fände, welchen er an seiner Statt empfehlen möchte, solches gefällig anzuzeigen und einige nähere Auskunft deshalb zu ertheilen.

Da nun derselbe gewiß mit Ew. Wohlgeboren über diese Angelegenheit treulich conferiren wird; so wünscht man diesseits, wie ich gegenwärtig im Namen unserer jungen gnädigsten Herrschaften versichere, Ew. Wohlgeboren möchten diesem uns so wichtigen Geschäft gewogen Aufmerksamkeit zu schenken geneigt seyn und, sowohl auf wahrscheinliche Mittheilung des Herrn Dr. Noehden als auch aus eigenem Wohlwollen und Überzeugung, Ihre Gedanken über ein oder das andere Subject vertraulich zu eröffnen.

Auf alle Fälle würde jedoch ein Deutscher angenehm seyn, der sich eine Zeitlang in England aufgehalten, eine vorhergegangene gründliche Anlage dort weiter ausgebildet hätte und, soviel als möglich und denkbar, mit den Verdiensten des Herrn Dr. Noehden ausgestattet wäre.

Wie ich nun dieses unmittelbar vor meiner Abreise nach Carlsbad vorzutragen mir die Freyheit nehme, so bemerke daß ich vor Ende des Septembers hieher nicht wieder zurückkehre, wo ich denn eine geneigte Antwort vorzufinden hoffen darf. Sollte jedoch [275] eine frühere Mittheilung nothwendig seyn; so würde bitten, solche an Herrn Cammerherrn von Vitzthum gelangen zu lassen.

Der ich, die freundliche Erwähnung meiner Festgedichte in den immer gleich schätzbar bleibenden Göttinger Anzeigen dankbar anerkennend, die Ehre habe mich zu unterzeichnen.

Jena den 25. August 1819.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1819. An Johann Gottfried Eichhorn. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-90A5-1