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An Friedrich Heinrich von der Hagen
Ew. Hochwohlgeboren
Wunsch, den jenaischen Codex der Minnesänger in Berlin zu benutzen habe mit höchster Erlaubniß seiner Zeit sehr gern erfüllt und Sie haben dessen längeres Außenbleiben auf meine deshalb gethane Erinerung mit Mittheilung erklärt, dabey auch zugesagt, daß in den Osterferien das genannte Manuscript studirt und alsobald zurück gesendet werden sollte.
Wie ich nun, noch verflossenem diesem Termin, die Angelegenheit abermals in Erinnerung zu bringen verpflichtet bin und mich ein längeres Außenbleiben in nicht geringe Verlegenheit setzen würde, so ersuche Dieselben dringend, gefällige Sorge zu tragen, daß [158] gedachtes kostbare Manuscript wohl eingepackt in einer emballirten Kiste, wie solches hingesendet worden, durch den Postwagen anher unter meiner Adresse gesandt werde, wodurch ich mich denn beruhigt sehen werde.
Für die Mittheilung von Tausend und Einem Tag, erster Band, bekenne mich schönstens dankbar. Schon in den späteren Theilen der von Ihnen gegebenen Tausend und Eine Nacht fand sich ein merklicher Unter schied des Sinnes und Tons, angenehm zu beobachten. Diese neusten Mährchen haben abermals etwas anders, wie es der Zeitgeschmack und das Bedürfniß der Hörer scheint verlangt zu haben.
Den Werth dieser und anderer literarischen Arbeiten die wir Ihnen schuldig sind dankbar anerkennend, empfehle die obige Angelegenheit nochmals dringend, indem ich die Ehre habe mich zu unterzeichnen
Ew. Wohlgeboren
ergebenster Diener
J. W. v. Goethe.