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An Christian Gottlob Voigt

Es geht jetzt besser und angenehmer als vor dem Jahre daß man doch Briefe bald von den Seinigen erhalten und ihnen auch bald von sich einige Nachricht geben kann.

Auf Ihren letzten Brief sage ich gleich so viel um Sie und Herrn Geh. R. Schmidt zu beruhigen: daß die Ursache des zurückzuhaltenden Termins keineswegs eine etwaige Stellung des Contingents sey. Vielmehr erinnre ich mich daß mir der Herzog im Vorbeygehen äusserte: er höre daß manche Stände mit der Leistung der Zahlung zurückseyen; daß man nicht wisse ob die Sache nicht vielleicht geschwinder als man dächte vorbey wäre, und daß er nicht sähe warum man, mit der Prästation sich übereilen solle, da sich Umstände ergeben könnten unter denen man etwas an der ganzen Summe sparen könnte. Wie weit diese Hoffnung gegründet sey kann ich nicht beurtheilen, Ihnen und Ihrem Herrn Collegen wird es aber hinreichend seyn.

[94] Über Ilmenau freue ich mich. Wenn die Vor und Ausarbeitungen des Steuerwesens vollbracht sind wird es ein angenehm Geschäft seyn das Ganze zusammenzuziehen zu ordnen und einen Plan für die Zukunft zu machen. Die verwilligten acht Kriegssteuern sind für den Augenblick sehr gut und wir behalten sie vielleicht zur Schuldenabzahlung, wenigstens zum Theil. Leider hat man dem Herzog auch glauben gemacht es sey schön und löblich das Auserordentliche des Augenblicks durch neue Schulden zu prästiren und im alten Schlender fortzugehen. Und man sieht nicht daß man sich durch diese unglückliche Verschleifung für jetzt und für die Zukunft lähmt.

Auf das Schmelzen kommt nun viel an. Wie gern werde ich im Herbst einige Zeit mit Ihnen in Ilmenau zubringen, wenn gleich meine Gegenwart nur etwas an der Form supplirt. Was in Ihren Händen ist wird so gut den rechten Weg geführt. Ein Gewerckentag ist wünschenswerth, es giebt der Sache Halt und Ansehn, mehrere Menschen überzeugen sich von der Größe und Würde des Unternehmens und von der Planmäßigkeit der Ausführung.

Leben Sie recht wohl und empfehlen mich den Ihrigen und Ihren Herrn Collegen.

Marienborn d. 10. Jul. 93.

G. [95]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1793. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-90B6-C