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An Joseph Stanislaus Zauper

Aus Böhmen kann ich nicht schreiben, mein Werthester, ohne das freundlichste Lebewohl Ihnen auszusprechen. Zuvörderst gestehe ich meine Freude über unsere letzte Zusammenkunft: ich habe dabey sehr wohl gefühlt, daß Ihre Neigung zu mir sich nicht vermindert hat und daß Sie den eingeschlagenen Weg mit Sinn und Muth verfolgen. Wenn Sie auch künftig was Sie fühlen und denken (es sey nun in und aus sich selbst oder aufgeregt durch Äußerlichkeiten) sogleich aphoristisch niederschreiben, werden Sie den größten Vortheil davon gewinnen. Sie bewahren dadurch die Geschichte Ihrer Ausbildung, können in der Folge sich in sich selbst bespiegeln und brauchen nichts zu verwerfen, wie wohl oft geschieht, wenn wie den Gewinn fortzuschreitender Tage alsobald zu einem Ganzen auszubilden trachten.

[122] Ich zweifle nicht, daß diese treulichen Selbstunterhaltungen auch anderen zu Gemüthe gehen und Ihr Verfahren des Beyfalls schöner edler Seelen sich fernerhin erfreuen werde.

Für die reiche Sendung von Mineralien danke zum allerschönsten. Wandert irgend ein junger Freund nach dem Wolfsberg bey Czernoschin und bringt einige wohlerhaltene charakteristische Augitereystalle von dort her mit, so heben Sie mir solche wohl auf, bis wir uns, meinen Hoffnungen gemäß, im nächsten Jahre wiedersehen.

Den Herrn Präfecten grüßen Sie zum schönsten. Wie ich diesen würdigen Mann näher habe kennen lernen, darf ich Ihnen und Ihrer Anstalt wohl zu einer solchen Leitung Glück wünschen.

Lassen Sie in der Zwischenzeit auch manchmal von sich hören.

treulichst

Stadt Eger den 21. August 1822.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1822. An Joseph Stanislaus Zauper. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-90C8-4